Underground Railroad und Arts and Design Museum

Um 14h beginnt die Führung über die Sklaven und die Underground Railroad, dazu später mehr. Davor wollte ich noch in das 9/11 Museum, also das Museum, das die Ereignisse des 11. Septembers beleuchtet. Allerdings standen dort so unendlich viele Menschen davor

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und ich hatte nur noch eine Stunde Zeit, bevor ich zum Treffpunkt musste, dass ich mich dagegen entschied und stattdessen Essen ging. Ich dachte, ich gönne mir nochmal eine gemischte Platte mit Wings, Mozarellasticks und Hühnchenstücken,

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aber die war so ganz und gar nicht gut. Die Wings und die Soßen waren so eklig, dass ich nach dem ersten Biss keine mehr essen konnte und als die Bedienung das sah, änderte sie die Rechnung ab. Leider war auch der Rest nicht wirklich gut, also definitiv das schlechteste Essen, aber die netteste Bedienung. Interessant war hier, dass der Besitzer mit einigen Mitarbeitern ständig vor dem Fernseher hing und ich mich schon fragte, wo ich denn hier gelandet bin, bis ich sah, dass der Besitzer selbst nicht nur vor, sondern auch im Fernseh zu sehen war. Eine Art Dokumentation über seinen Laden. Alles war total zerstört (sah nach Wasserschaden aus) und einige Männer kamen, um alles rauszureißen und neu einzurichten. Vielleicht war das sogar vom 11. September, bin ja nicht weit weg von dem ehemaligen Standort der Zwillingstürme.

Die Tour war dann insgesamt ziemlich interessant.

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Einige Infos hatte ich schon aus einem Kurs an der Uni und deswegen kam ich ganz gut mit, obwohl der Guide ziemlich schnelles Englisch sprach und ich die einzige Nicht-Muttersprachlerin zu sein schien. Einige Kinder bzw. Jugendliche waren auch dabei und stellten überraschend viele Fragen. Witzig war, dass zwei der Kinder immer mit ihrem Vater abklatschten, wenn sie eine „gute“ Frage gestellt hatten.

Was ist denn überhaupt die Underground Railroad? Keine Railroad auf jeden Fall, also keine Schienen oder Ähnliches. Es geht um die Zeit, in der noch Sklaven gehalten werden „durften“, also es gesetzlich noch nicht verboten war. Zum Glück gab es schon damals ein paar Leute, die das in Frage stellten und Sklaven halfen, aus ihrer Gefangenschaft zu fliehen. Diese Sklavenhaltung war eine der schlimmsten, die es je gab, weil dunkelhäutige Menschen nichts getan haben. Sie haben keine Straftat begangen, wegen der sie bestraft werden „müssen“. Außerdem waren die Kinder, die sie bekommen haben auch automatisch Sklaven und weil sie natürlich kein Geld bekommen haben, hatten sie auch nicht die Chance zu sparen und sich freizukaufen. Die Umstände unter denen man nach Amerika gebracht wurde waren auch schon menschenunwürdig. Gerade leben sie noch friedlich in Afrika und im nächsten Moment kommen Menschen, die ihre Dörfer niederbrennen und Kinder, Kranke und Schwache umbringen, um nur die gesunden und kräftigen nach Amerika zu schiffen. Zusammengepfercht und ohne Tageslicht und kaum Essen oder Trinken verbrachten sie Wochen auf den Ozeanen der Welt und am Ziel angekommen gab es nichts zu freuen, denn sie wurden auf Bühnen präsentiert. Nackt, damit die zukünftigen Besitzer sie inspizieren konnten wie Vieh auf dem Viehmarkt. Einfach schrecklich, wenn man sich das vorstellt. Nochmal zu der Railroad: einige Häuser waren Anlaufpunkte für die befreiten Sklaven. Hier konnten sie sich kurz verstecken, bevor sie weiter nach Kanada flohen, denn dort gab es schon Gesetze gegen Sklaverei. Es gibt also wie beim Zug verschiedene Stationen und damit man in der Öffentlichkeit nicht gleich eingesperrt wurde, weil man von „Flucht“ und „Befreiung“ sprach, gab es praktisch das Codewort „Underground Railroad“.

Natürlich vermuteten die Besitzer schon, dass das nicht allen passt und wollten deswegen mit Gesetzen einen Aufstand verhindern. Und das funktioniert gut, wenn es das Gesetz gibt, dass sich nie mehr als zwei Sklaven unterhalten dürfen. Allerdings gab es einen Ort, an dem es unmöglich war, nur zu zweit zu stehen und es deswegen erlaubt wurde: am Brunnen. Hier mussten die Sklaven morgens Wasser zum Waschen und Kochen holen und konnten Fluchtpläne schmieden, Informationen austauschen.

Am Ende der Tour gingen wir noch in ein Museum oder eine Ausstellung genau über dieses Thema.

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War etwas seltsam, weil man theoretisch auch alles in dem Museum erfahren hätte können. Außerdem wurden wir davor kontrolliert wie am Flughafen, mit Jacke und Schuhe ausziehen, Rucksack scannen etc. Naja, ging bei allen gut. Ganz am Ende waren wir dann noch an einem Denkmal direkt hinter dem Museum:

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Nebendran ging es ein paar Stufen nach unten und dann stand man in einem runden Loch, mit Fliesen an den Wänden, auf denen verschiedene religiöse Symbole abgebildet waren, unter anderem auch das christliche Kreuz. Natürlich mit der Bedeutung, dass es egal ist, welcher Religion du angehörst, dass du das Recht hast, das selbst zu entscheiden etc. Wenn man in der Mitte steht, werfen die Wände deine Stimme zu dir zurück und das soll dich dazu bringen, dich mit deinen eigenen Worten auseinanderzusetzen, dass andere Menschen deine Worte hören und sie sie verletzen können. Ziemlich tiefsinnig und wirklich wahr, wie ich finde. Worte sind schnell gesagt und können nie zurückgenommen werden. Also – liebe Leser – wählt eure Worte weise! Was nicht nur bedeuten soll, dass ihr schlechte Worte weglasst, sondern auch gute Worte verwendet! „Danke“ und „Ich liebe dich“ sagt wahrscheinlich jeder Mensch zu selten.

Nach diesem geschichtlichen und gesellschaftlichen Teil des Tages begab ich mich dann zum Arts and Design Museum – praktisch eine „moderne“ Abwechslung. Auch dieses Museum war natürlich im New York Pass enthalten. Übrigens kostet ein Museum im Schnitt 20-25USD Eintritt, nur damit ihr wisst, ob sich für euch ein New York Pass lohnen würde. Es sind eben auch Touren dabei, wie diese heutige, die ohne den Pass 35USD kosten würde und diesen Pass gibt es auch für weniger Tage und kostet dann natürlich auch weniger. Ich habe meinen für sieben Tage gebucht und zahlte 170€. Sowas muss man aber definitiv nicht von Deutschland aus buchen, würde ich auch nicht mehr machen. Dadurch, dass dann Alex und Anna hier waren und ich das natürlich ausnutzen wollte, hatte ich meinen 7-Tage-Pass nur noch für 5-Tage zur Verfügung. Hätte ich ihn hier erst gekauft, hätte ich wahrscheinlich den 4-Tages-Pass genommen und eben weniger gezahlt. Ein Bus-Hop on-Hop off-Ticket würde ich auch nie wieder schon in Deutschland kaufen. Wenn du in einer Stadt ankommst, merkst du, ob du Lust hast Bus zu fahren oder ob du dir lieber Mal ein Fahrrad leihst etc. Und solche Tickets sind nie ausgebucht, die bekommt man immer. Und natürlich erhält auch immer das Reisebüro einen Teil von dem bezahlten Geld, d.h. wenn man so etwas vor Ort bucht, ist es meistens günstiger oder schlimmsten Falls gleich teuer.

Das hier findet man dann also im Arts and Design Museum:

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Letzteres sieht aus wie ein Tuch, aber wie kann dann die Schüssel „schweben“? In Wahrheit ist das „Tuch“ aus Porzellan.

Folgendes Bild hat auch eine interessante Geschichte:

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Dieser Iraner kam nach Amerika und ließ sich eine Kamera implantieren, also diese Kamera, die ihr da seht, ist fest am Kopf und hat ein Jahr lang jede Minute ein Foto gemacht und was man im Hintergrund sieht, sind die „schönsten“ oder „witzigsten“ oder „besondersten“. Witzige Idee, ich verstehe nur nicht, warum man sie dazu implantieren muss… Diese Geschichte war für mich nicht neu. Ich habe von diesem Mann schon in Deutschland gehört, aber es ist cool, das jetzt in einem Museum zu sehen.

Auch interessant ist dieser rote Hund aus Leder, dessen Beine nicht vorhanden sind:

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An diesem interessanten Stück wäre ich fast vorbeigelaufen, weil außenherum so viele andere interessante Sachen waren. Auf dem Schild daneben wird erklärt, dass die Künstlerin damit auf die Tierversuche und -misshandlungen hinweisen will und darauf aufmerksam machen will, dass man damit aufhören muss. Wie schon öfter erwähnt: Kunst transportiert. Ist nicht „nur“ ein Hund ohne Beine aus rotem Leder.

Im Souvenirshop habe ich mich auch noch umgesehen, aber das Einzige, das ich mir hätte leisten können, wäre ein Radiergummi gewesen.

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Ich weiß nicht, ob ihr das Preisschild lesen könnt, aber da steht nicht 27,50USD, sondern 2750,00USD. Tja, ist eben „Kunst“. Eine deutsche Künstlerin gabs auch noch:

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Natürlich darf man eigentlich keine Fotos im Souvenirladen machen, aber wenn da keine Schilder stehen, kann man ja Mal auf blond, äh blöd, machen. Löschen muss man nämlich meistens nicht – so wie in diesem Fall.

Heute habe ich erkannt, dass das mit den ganzen Museen nichts mehr wird. Aber warum sollte ich mir auch so einen Stress machen? Das Guggenheim und das Met sind bestimmt toll, aber ich kann einfach nicht mehr laufen. Ich bräuchte eigentlich jetzt Lissabon zum Entspannen und dann nochmal eine Woche New York. Aber so geht das eben nicht und ich will auch nicht nur in ein Museum um sagen zu können, dass ich da war, wenn ich eigentlich nur durchrenne, um schnell ins nächste zu kommen. Im MoMA habe ich mir Zeit gelassen und im Arts und Design heute waren nur zwei Stockwerke anzusehen, die anderen wegen Umbau geschlossen. Das reicht dann auch. Morgen habe ich um 9:30h eine Gospelführung, auf die ich mich wirklich freue! Wenn das mit dem Musical in NY schon nicht klappt, will ich zumindest einen Gospelchor hören! Warum das mit dem Musical nichts wird? Weil ich abends einfach zu platt bin. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, ab 18h keinen Schritt mehr laufen, egal zu welcher Uhrzeit ich in der früh losgehe. Ich bin wirklich an der Grenze meiner körperlichen Leistungsfähigkeit angekommen. Ich hätte nie gedacht, dass ich wirklich einfach nicht mehr kann, aber genau so ist es grad. Ich kann nicht mehr. Und deswegen mache ich auch nicht mehr. Es zwingt mich keiner dazu, außer mein eigener Ehrgeiz noch möglichst viel zu sehen, aber der wird eben gerade limitiert von der Kraft in meinen Beinen.

Morgen ist schon der letzte ganze Tag in New York. Ich kann euch sagen, ich freu mich auf Lissabon! Unheimlich! Endlich wieder „europäische“ Sitten, europäische Preise, den Euro (ihr wisst gar nicht, wie gut ihr es habt: Münzgrößen geben Sinn, Scheine haben unterschiedliche Farben, es gibt keinen 1€-Schein, es gibt sogar 2€-Münzen, …) und wieder etwas näher am wirklichen „Zuhause“.