Überfälliges Update

Ich bin gestern Abend in diesem Blog versunken. Ich hab nach einem Foto gesucht, das ich hier hochgeladen hatte und dann hab ich angefangen zu lesen und konnte nicht mehr aufhören. Nicht, weil ich so super schreibe, sondern weil ich mich an so vieles nicht mehr erinnern konnte! Das hier ist mein Leben und ich hab fast vergessen, wie weit ich gekommen bin.

Gerade sitze ich in Denham, Sharkbay an meinem Laptop im Haus des Vaters meines Freundes.

Nur fünf Minuten Autofahrt von meinem Zuhause

Denham ist die „Stadt“ (500 Einwohner) 24km von Monkey Mia entfernt, wo ich zu Beginn meines Australien Working Holidays gearbeitet habe. Nach meinen Jahren in Kununurra bin ich mit einem Freund nach Perth zurück gezogen und als wir uns getrennt haben, wollte ich nur wieder „nach Hause“ – nach Kununurra. Unterwegs wollte ich Freunde besuchen, die ich seit meiner Zeit in Monkey Mia nicht mehr gesehen hatte (außer dem kurzen Besuch auf dem Weg nach Perth), aber immer noch in Kontakt war: Henk und Tinka. Verschiedene Umstände führten dazu, dass ich länger blieb und gerade als ich beschlossen hatte, mich wieder auf den Weg zu machen, habe ich jemanden kennengelernt, für den ich bleiben wollte. Diese Männer durchkreuzen meine Pläne seit Jahren!

Ich hatte euch nicht einmal erzählt, dass Steve und ich nicht mehr zusammen sind und die Trennung ist schon fast zwei Jahre her. Wir hatten uns einfach zu sehr aneinander gewöhnt. Ich habe aus meiner Sicht mehr gegeben und wurde nicht wertgeschätzt. Kurz nach der Trennung habe ich einen Schweizer kennengelernt, der mich absolut überschüttet hat mit Aufmerksamkeit und Zuneigung und obwohl wir nur ein paar Tage physisch zusammen verbringen konnten, weil er dann in die Schweiz zurück geflogen ist, war ich Hals über Kopf verliebt.

So verliebt, dass ich 1.5 Monate später über Weihnachten nach Europa geflogen bin um ihn zu sehen und Weihnachten mit meiner Mama und meinem Bruder zu verbringen.

Die Überraschung für meine Mama ist definitiv geglückt!

Als Corona anfing, war ich zum Glück schon wieder zurück in Australien. Wir sind hier ziemlich verschont geblieben und ich musste kein einziges Mal eine Maske tragen. Unsere Beziehung hätte die Distanz und Zeit überleben können, aber als er wieder ins Militär einberufen wurde, hat sich seine Lebenseinstellung so drastisch geändert, dass keine Zukunft denkbar war. Die typische Gehirnwäsche „ich schulde meinem Land mein Leben“ und „ich wäre so stolz wenn unser Sohn ins Militär will“ passten so gar nicht zu meinen Werten, Zielen und Zukunftsplänen. Und als ihm dann noch ein höherer Dienstgrad angeboten wurde, der mit einem Vertrage zusammenhängt, der ihn an die Schweiz als Wohnort bindet, war endgültig klar, dass wir nicht zusammen bleiben können. Die Schweiz ist schön, bitte nicht misverstehen, aber festgenagelt zu sein ist einfach keine Option für mich.

Zurück in meinem wunderschönen und warmen Kununurra hatte ich immer noch meine Putzfirma – klingt besser, als zu sagen, dass ich Häuser und Büros putze, oder? Ich mochte es, mein eigener Chef zu sein. Meine Arbeitszeiten flexibel einzuteilen und für und mit Menschen zu arbeiten, die ich mochte. Debby und Silja zum Beispiel! Dieser Lebensttil hat es mir auch erlaubt, meinen Vegan Wednesday zu halten. Ein Buffet mit verschiedenen Länderthemen, zum Beispiel griechisch, französisch, aber auch südafrikanisch, ecuadorianisch (?) und jamaikanisch. Ich hatte zwischen 20 und 40 Gäste jede Woche und es galt wirklich als ein soziales Event und hat sicherlich viele Herzen oder Mägen dem Veganismus geöffnet. Wir haben ab und an eine Dokumentation geschaut, aber der Fokus lag definitiv darin, Veganismus als realistisch, lecker und sozial darzustellen. Es stimmt schon, dass ich weniger eingeladen werde, wenn Freunde sich verabreden, um Essen zu gehen. Oder dass es Freunden unangenehm ist, vor mir Steak zu bestellen oder zu essen. Durch mein wöchentliches Buffet, konnte ich dem entgehen. Jeder WOLLTE mit mir essen. Und weil ich nur 10 Dollar pro Woche verlangt habe, war das wirklich eine super Option für jeden, Veganismus eine Chance zu geben. Haus putzen, Rezepte raussuchen, einkaufen und kochen hat mich jeden Mittwoch gekostet, aber ich habe jede Minute genossen! Und mein eigenes Restaurant oder einen Foodvan zu haben, ist seitdem sehr hoch in der Berufswunschliste. Ich habe sogar eine vegane Kochausbildung in New South Wales gefunden. Ein Staat in Ostaustralien. Eine normale Kochausbildung möchte ich nicht machen – wozu sollte ich lernen, wie man Fleisch zubereitet, wenn ich nie Fleisch essen möchte. Und Essen sollte man schon kosten, bevor man es serviert. Der Kurs kostet 10.000 Dollar und weil ich, wie schon erwähnt, gerade wieder die Westküste mein Zuhause nenne, wird das wohl erst einmal nichts werden.

Während Corona habe ich verschieden Onlinekurse begonnen, wie wahrscheinlich fast alle Erdenbewohner. Meine drehten sich um die Themen Yoga, Veganismus, Meditation. Kurz gesagt: Wie werde ich schnellstmöglich Hippie. Wie wahrscheinlich fast alle Erdenbewohner, habe ich diese Kurse noch nicht beendet, aber die Inhalte faszinieren mich immer noch und ich werde mir wieder mehr Zeit dafür nehmen, diese Kurse zu beenden.

Gegen Ende meiner Zeit in Kununurra hatte ich einen Job als Advertising Manager bei der lokalen Zeitung. Niemand hatte sich für diesen Job beworben und meine damals beste Freunde Elise, war die Haupt-Journalistin und hat mich überzeugt, mich zu bewerben. Wie immer hatte ich eine Millionen Ideen und war voller Motivation. In einer großen Firma läuft allerdings alles etwas langsamer und muss von verschiedenen Instanzen bewilligt werden. Außerdem ist der Verkaufspart weniger mein Ding. Ich möchte Leuten nichts aufschwatzen, was sie nicht brauchen. Dank Corona durfte ich wirklich Rabatte wie sonst was anbieten und als ich dann mit meinem Firmenwagen so schnell gefahren bin, dass ich von der Polizei angehalten wurde und sogar vor Gericht musste und meinen Führerschein für sechs Monate verloren hab, wurde ich auch den unpassenden Job los. Es war wirklich eine Erfahrung wert und aus mir unersichtlichen Gründen, durfte wohl auch die Freundschaft nicht überleben. Die Erinnerung daran bringt mir immer noch Herzschmerz muss ich sagen.
Zum Glück hatte ich zu der Zeit schon eine glückliche Beziehung mit Jax, meinem Musiker-inzwischen-Ex.

Er hatte nur am Wochenende Auftritte und hatte kein Problem mich zu meinen ganzen Putzaufträgen zu fahren und entweder zu helfen oder zu warten. Als mein Mietvertrag in Kununurra dann vorbei war, sind wir zusammen zu seiner Familie nach Pingelly gezogen. Pingelly ist eine kleine Stadt in der Nähe von Perth. Westaustralische Nähe: 1.5 Stunden Autofahrt. Eine seiner Tanten hatte dann noch ein Haus in Perth „übrig“, in dem wir kostenlos wohnen durften und im Gegenzug sollten wir nur den Rasen wieder zum Wachsen bringen. Jax und ich hatten eine super Zeit miteinander und sind auch immer noch befreundet – waren nur an unterschiedlichen Punkten in unseren Leben. Es ist vielleicht erwähnenswert, dass ich inzwischen 30 bin und er 24. Ich wollte schon immer Kinder haben und er ist sich nicht einmal sicher, ob er jemals Kinder haben möchte. Und ich bin schon ein bisschen karrierebezogen – ich will mit meinem Leben etwas anfangen. Positiven Einfluss auf Menschen haben. Helfen. Er ist ein richtiger Genießer und macht nur einen Finger krumm, wenn es sein muss. Ein Lebenskünstler auf seine Art und Weise – aber eben nicht auf meine Art und Weise. Obwohl wir diese Erkenntnis schon vor Weihnachten 2020 hatten, wohnten wir noch bis Mitte April zusammen in Perth. Während dieser Zeit hat er mir ein Saxophon zum Geburtstag gekauft und wir haben uns Unterrichtsstunden gebucht: er Profi Gitarrenunterricht und ich Anfänger Saxophon. Richtig, richtig gut. Saxophon war schon so lange auf meiner Wunschliste, dass ich ihm wirklich dankbar bin, dass er mich dazu gebracht hat, damit anzufangen. Die Idee kam ihm übrigens, als ich über Weihnachten meinen kompletten Schmuck gestohlen bekommen hatte und wir ins Pfandleihhaus gegangen sind, um danach zu suchen und stattdessen ein Saxophon gesehen haben. Definitiv ein teurer Preis, mein Schmuckkästchen enthielt eine Kette, die ich von meinem Papa geschenkt bekommen habe und Ringe von meiner Mama, die sie mir in England und zum letzten Weihnachten in Deutschland gekauft hat. Mein Papa ist seit 2004 verstorben und diese Kette mit den drei Anhängern: Kreuz (Glaube), Anker (Hoffnung) und Herz (Liebe), hat mir sehr viel bedeutet. Glücklicherweise habe ich schon vor ein paar Jahren dafür gesorgt, dass die drei Symbole mich nie verlassen können. Am Ende meiner Weltreise 2014 habe ich mir ein Kreuz hinter meinem rechten Ohr stechen lassen und das Tattoo auf meinen rechten Rippen geht mit Herz und Anker weiter – eben wegen dieser Kette. Ich kann ihn also nicht verlieren.

Jax und ich waren also Mitte April offiziell getrennt und ich habe mich auf den Weg nach Kununurra gemacht und hab es aber nur nach Denham geschafft – 9 Stunden Autofahrt nördlich von Perth.

Erinnert ihr euch noch an Carla, meine Katze? Sie ist leider in Kununurra geblieben mit Steve. Im Juni 2019 hatten wir Beanie adoptiert, eine Straßenhündin von Warmun, wo Steve einen Malerauftrag hatte. Er hat sich in einen anderen Hund verliebt und als wir nach Warmun gefahren sind, um nach ihm zu suchen, haben wir stattdessen Beanie gefunden. Sie hat also praktisch uns adoptiert. Sie war voller Zecken und nur 3.5 kg schwer. Der Tierarzt hat sie 4.5 Monate alt geschätzt und inzwischen wiegt sie stolze 17kg. Da ich die Erziehung von Beanie übernommen habe und ein Hund etwas mehr Verantwortung mit sich bringt, als eine Katze, kam Beanie nach der Trennung von Steve mit zu mir. Dadurch, dass sich der Tierarzt nicht sicher war, wie alt Beanie wirklich ist, wollte ich sicher gehen, dass sie „erwachsen“ ist, bevor ich sie sterilisieren lasse – sie durfte also einmal läufig sein. Ich wollte definitv nicht riskieren, dass ihr junger Körper eine Schwangerschaft durchstehen muss und auch nicht veranwortlich dafür sein, dass mehr Welpen ein Zuhause brauchen, und Steve wollte nicht anerkennen, dass er tatsächlich Mühe aufbringen muss, um sicherzugehen, dass kein männlicher Hund sein Glück versucht, hat sie die Zeit bei mir verbracht. Nach der Operation durfte sie auch nur an der Leine laufen – zu viel Arbeit für Steve. Also blieb sie wieder bei mir.
Als Jax und ich dann Kununurra verlassen haben, kam sie natürlich mit. Und als Jax und ich uns getrennt hatten, waren es wieder nur Beanie und ich gegen den Rest der Welt.

Seitdem gab es dann noch eine Erweiterung: 8.5 jährigen Hudson. Ein Hund vom Perth Tierheim. Ich hatte schon länger nach einem zweiten Hund gesucht oder generell die Augen und Ohren offen gehalten und als ich sein Foto auf Facebook gesehen habe, hatte ich mich direkt verliebt. Zu meiner Überraschung kam wenig Gegenwind von meinem Freund Beau – ich denke er hat direkt erkannt wie störrisch ein deutscher Steinbock sein kann. Und natürlich ist er meine Verantwortung und somit meine Entscheidung. Wir sind also mit Beanie nach Perth gefahren, weil das Tierheim nur vermittelt, wenn alle Haustiere sich miteinander vertragen. Hudson stellt uns schon immer wieder auf die Probe – Beanie kann zum Biespiel konstant ohne Leine laufen und ich weiß, dass ich Kontrolle habe. Hudson war jahrelang ein Straßenhund und ist daran gewöhnt, dorthin zu gehen, wo er eben hin möchte. Er wohnt inzwischen seit über einem Monat bei uns und macht sich wirlich gut. Seine 27kg sind schon eine ganz andere Hausnummer, als Beanie’s 17kg, aber er ist super verkuschelt und braucht einfach nur ganz viel Zuneigung.
Das Tierheim hat auch eine riesige Ausnahme für mich gemacht. Normalerweise dürfen nur Permanent Residents oder Staatsbürger von Australien Hunde adoptieren – macht ja auch Sinn. Aber ich konnte sie damit überzeugen, dass ich Beanie ja schon habe und sie Familie ist und falls mein Versuch Permantn Resident zu werden fehlschlagen sollte (was nicht passieren wird), würde ich sie mit nach Deutschland nehemn – oder wo auch immer ich fliegen würde. zu 99,9 Prozent nicht Deutschland.

Okay, ich denke ihr seid endlich wieder auf dem aktuellen Stand und ich hab es super genossen, endlich mal wieder deutsch zu schreiben. Ich lade noch ein paar Fotos hoch und dann klicke ich „veröffentlichen“ – nachdem ich zwei Jahre lang keine Beiträge veröffentlicht habe!

Beanie und Hudson auf unserem täglichen Gassiweg
Hudson
Beanie
Aktuelles Familenfoto mit Beau, Hudson, Beanie und mir natürlich

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