Überfälliges Update

Ich bin gestern Abend in diesem Blog versunken. Ich hab nach einem Foto gesucht, das ich hier hochgeladen hatte und dann hab ich angefangen zu lesen und konnte nicht mehr aufhören. Nicht, weil ich so super schreibe, sondern weil ich mich an so vieles nicht mehr erinnern konnte! Das hier ist mein Leben und ich hab fast vergessen, wie weit ich gekommen bin.

Gerade sitze ich in Denham, Sharkbay an meinem Laptop im Haus des Vaters meines Freundes.

Nur fünf Minuten Autofahrt von meinem Zuhause

Denham ist die „Stadt“ (500 Einwohner) 24km von Monkey Mia entfernt, wo ich zu Beginn meines Australien Working Holidays gearbeitet habe. Nach meinen Jahren in Kununurra bin ich mit einem Freund nach Perth zurück gezogen und als wir uns getrennt haben, wollte ich nur wieder „nach Hause“ – nach Kununurra. Unterwegs wollte ich Freunde besuchen, die ich seit meiner Zeit in Monkey Mia nicht mehr gesehen hatte (außer dem kurzen Besuch auf dem Weg nach Perth), aber immer noch in Kontakt war: Henk und Tinka. Verschiedene Umstände führten dazu, dass ich länger blieb und gerade als ich beschlossen hatte, mich wieder auf den Weg zu machen, habe ich jemanden kennengelernt, für den ich bleiben wollte. Diese Männer durchkreuzen meine Pläne seit Jahren!

Ich hatte euch nicht einmal erzählt, dass Steve und ich nicht mehr zusammen sind und die Trennung ist schon fast zwei Jahre her. Wir hatten uns einfach zu sehr aneinander gewöhnt. Ich habe aus meiner Sicht mehr gegeben und wurde nicht wertgeschätzt. Kurz nach der Trennung habe ich einen Schweizer kennengelernt, der mich absolut überschüttet hat mit Aufmerksamkeit und Zuneigung und obwohl wir nur ein paar Tage physisch zusammen verbringen konnten, weil er dann in die Schweiz zurück geflogen ist, war ich Hals über Kopf verliebt.

So verliebt, dass ich 1.5 Monate später über Weihnachten nach Europa geflogen bin um ihn zu sehen und Weihnachten mit meiner Mama und meinem Bruder zu verbringen.

Die Überraschung für meine Mama ist definitiv geglückt!

Als Corona anfing, war ich zum Glück schon wieder zurück in Australien. Wir sind hier ziemlich verschont geblieben und ich musste kein einziges Mal eine Maske tragen. Unsere Beziehung hätte die Distanz und Zeit überleben können, aber als er wieder ins Militär einberufen wurde, hat sich seine Lebenseinstellung so drastisch geändert, dass keine Zukunft denkbar war. Die typische Gehirnwäsche „ich schulde meinem Land mein Leben“ und „ich wäre so stolz wenn unser Sohn ins Militär will“ passten so gar nicht zu meinen Werten, Zielen und Zukunftsplänen. Und als ihm dann noch ein höherer Dienstgrad angeboten wurde, der mit einem Vertrage zusammenhängt, der ihn an die Schweiz als Wohnort bindet, war endgültig klar, dass wir nicht zusammen bleiben können. Die Schweiz ist schön, bitte nicht misverstehen, aber festgenagelt zu sein ist einfach keine Option für mich.

Zurück in meinem wunderschönen und warmen Kununurra hatte ich immer noch meine Putzfirma – klingt besser, als zu sagen, dass ich Häuser und Büros putze, oder? Ich mochte es, mein eigener Chef zu sein. Meine Arbeitszeiten flexibel einzuteilen und für und mit Menschen zu arbeiten, die ich mochte. Debby und Silja zum Beispiel! Dieser Lebensttil hat es mir auch erlaubt, meinen Vegan Wednesday zu halten. Ein Buffet mit verschiedenen Länderthemen, zum Beispiel griechisch, französisch, aber auch südafrikanisch, ecuadorianisch (?) und jamaikanisch. Ich hatte zwischen 20 und 40 Gäste jede Woche und es galt wirklich als ein soziales Event und hat sicherlich viele Herzen oder Mägen dem Veganismus geöffnet. Wir haben ab und an eine Dokumentation geschaut, aber der Fokus lag definitiv darin, Veganismus als realistisch, lecker und sozial darzustellen. Es stimmt schon, dass ich weniger eingeladen werde, wenn Freunde sich verabreden, um Essen zu gehen. Oder dass es Freunden unangenehm ist, vor mir Steak zu bestellen oder zu essen. Durch mein wöchentliches Buffet, konnte ich dem entgehen. Jeder WOLLTE mit mir essen. Und weil ich nur 10 Dollar pro Woche verlangt habe, war das wirklich eine super Option für jeden, Veganismus eine Chance zu geben. Haus putzen, Rezepte raussuchen, einkaufen und kochen hat mich jeden Mittwoch gekostet, aber ich habe jede Minute genossen! Und mein eigenes Restaurant oder einen Foodvan zu haben, ist seitdem sehr hoch in der Berufswunschliste. Ich habe sogar eine vegane Kochausbildung in New South Wales gefunden. Ein Staat in Ostaustralien. Eine normale Kochausbildung möchte ich nicht machen – wozu sollte ich lernen, wie man Fleisch zubereitet, wenn ich nie Fleisch essen möchte. Und Essen sollte man schon kosten, bevor man es serviert. Der Kurs kostet 10.000 Dollar und weil ich, wie schon erwähnt, gerade wieder die Westküste mein Zuhause nenne, wird das wohl erst einmal nichts werden.

Während Corona habe ich verschieden Onlinekurse begonnen, wie wahrscheinlich fast alle Erdenbewohner. Meine drehten sich um die Themen Yoga, Veganismus, Meditation. Kurz gesagt: Wie werde ich schnellstmöglich Hippie. Wie wahrscheinlich fast alle Erdenbewohner, habe ich diese Kurse noch nicht beendet, aber die Inhalte faszinieren mich immer noch und ich werde mir wieder mehr Zeit dafür nehmen, diese Kurse zu beenden.

Gegen Ende meiner Zeit in Kununurra hatte ich einen Job als Advertising Manager bei der lokalen Zeitung. Niemand hatte sich für diesen Job beworben und meine damals beste Freunde Elise, war die Haupt-Journalistin und hat mich überzeugt, mich zu bewerben. Wie immer hatte ich eine Millionen Ideen und war voller Motivation. In einer großen Firma läuft allerdings alles etwas langsamer und muss von verschiedenen Instanzen bewilligt werden. Außerdem ist der Verkaufspart weniger mein Ding. Ich möchte Leuten nichts aufschwatzen, was sie nicht brauchen. Dank Corona durfte ich wirklich Rabatte wie sonst was anbieten und als ich dann mit meinem Firmenwagen so schnell gefahren bin, dass ich von der Polizei angehalten wurde und sogar vor Gericht musste und meinen Führerschein für sechs Monate verloren hab, wurde ich auch den unpassenden Job los. Es war wirklich eine Erfahrung wert und aus mir unersichtlichen Gründen, durfte wohl auch die Freundschaft nicht überleben. Die Erinnerung daran bringt mir immer noch Herzschmerz muss ich sagen.
Zum Glück hatte ich zu der Zeit schon eine glückliche Beziehung mit Jax, meinem Musiker-inzwischen-Ex.

Er hatte nur am Wochenende Auftritte und hatte kein Problem mich zu meinen ganzen Putzaufträgen zu fahren und entweder zu helfen oder zu warten. Als mein Mietvertrag in Kununurra dann vorbei war, sind wir zusammen zu seiner Familie nach Pingelly gezogen. Pingelly ist eine kleine Stadt in der Nähe von Perth. Westaustralische Nähe: 1.5 Stunden Autofahrt. Eine seiner Tanten hatte dann noch ein Haus in Perth „übrig“, in dem wir kostenlos wohnen durften und im Gegenzug sollten wir nur den Rasen wieder zum Wachsen bringen. Jax und ich hatten eine super Zeit miteinander und sind auch immer noch befreundet – waren nur an unterschiedlichen Punkten in unseren Leben. Es ist vielleicht erwähnenswert, dass ich inzwischen 30 bin und er 24. Ich wollte schon immer Kinder haben und er ist sich nicht einmal sicher, ob er jemals Kinder haben möchte. Und ich bin schon ein bisschen karrierebezogen – ich will mit meinem Leben etwas anfangen. Positiven Einfluss auf Menschen haben. Helfen. Er ist ein richtiger Genießer und macht nur einen Finger krumm, wenn es sein muss. Ein Lebenskünstler auf seine Art und Weise – aber eben nicht auf meine Art und Weise. Obwohl wir diese Erkenntnis schon vor Weihnachten 2020 hatten, wohnten wir noch bis Mitte April zusammen in Perth. Während dieser Zeit hat er mir ein Saxophon zum Geburtstag gekauft und wir haben uns Unterrichtsstunden gebucht: er Profi Gitarrenunterricht und ich Anfänger Saxophon. Richtig, richtig gut. Saxophon war schon so lange auf meiner Wunschliste, dass ich ihm wirklich dankbar bin, dass er mich dazu gebracht hat, damit anzufangen. Die Idee kam ihm übrigens, als ich über Weihnachten meinen kompletten Schmuck gestohlen bekommen hatte und wir ins Pfandleihhaus gegangen sind, um danach zu suchen und stattdessen ein Saxophon gesehen haben. Definitiv ein teurer Preis, mein Schmuckkästchen enthielt eine Kette, die ich von meinem Papa geschenkt bekommen habe und Ringe von meiner Mama, die sie mir in England und zum letzten Weihnachten in Deutschland gekauft hat. Mein Papa ist seit 2004 verstorben und diese Kette mit den drei Anhängern: Kreuz (Glaube), Anker (Hoffnung) und Herz (Liebe), hat mir sehr viel bedeutet. Glücklicherweise habe ich schon vor ein paar Jahren dafür gesorgt, dass die drei Symbole mich nie verlassen können. Am Ende meiner Weltreise 2014 habe ich mir ein Kreuz hinter meinem rechten Ohr stechen lassen und das Tattoo auf meinen rechten Rippen geht mit Herz und Anker weiter – eben wegen dieser Kette. Ich kann ihn also nicht verlieren.

Jax und ich waren also Mitte April offiziell getrennt und ich habe mich auf den Weg nach Kununurra gemacht und hab es aber nur nach Denham geschafft – 9 Stunden Autofahrt nördlich von Perth.

Erinnert ihr euch noch an Carla, meine Katze? Sie ist leider in Kununurra geblieben mit Steve. Im Juni 2019 hatten wir Beanie adoptiert, eine Straßenhündin von Warmun, wo Steve einen Malerauftrag hatte. Er hat sich in einen anderen Hund verliebt und als wir nach Warmun gefahren sind, um nach ihm zu suchen, haben wir stattdessen Beanie gefunden. Sie hat also praktisch uns adoptiert. Sie war voller Zecken und nur 3.5 kg schwer. Der Tierarzt hat sie 4.5 Monate alt geschätzt und inzwischen wiegt sie stolze 17kg. Da ich die Erziehung von Beanie übernommen habe und ein Hund etwas mehr Verantwortung mit sich bringt, als eine Katze, kam Beanie nach der Trennung von Steve mit zu mir. Dadurch, dass sich der Tierarzt nicht sicher war, wie alt Beanie wirklich ist, wollte ich sicher gehen, dass sie „erwachsen“ ist, bevor ich sie sterilisieren lasse – sie durfte also einmal läufig sein. Ich wollte definitv nicht riskieren, dass ihr junger Körper eine Schwangerschaft durchstehen muss und auch nicht veranwortlich dafür sein, dass mehr Welpen ein Zuhause brauchen, und Steve wollte nicht anerkennen, dass er tatsächlich Mühe aufbringen muss, um sicherzugehen, dass kein männlicher Hund sein Glück versucht, hat sie die Zeit bei mir verbracht. Nach der Operation durfte sie auch nur an der Leine laufen – zu viel Arbeit für Steve. Also blieb sie wieder bei mir.
Als Jax und ich dann Kununurra verlassen haben, kam sie natürlich mit. Und als Jax und ich uns getrennt hatten, waren es wieder nur Beanie und ich gegen den Rest der Welt.

Seitdem gab es dann noch eine Erweiterung: 8.5 jährigen Hudson. Ein Hund vom Perth Tierheim. Ich hatte schon länger nach einem zweiten Hund gesucht oder generell die Augen und Ohren offen gehalten und als ich sein Foto auf Facebook gesehen habe, hatte ich mich direkt verliebt. Zu meiner Überraschung kam wenig Gegenwind von meinem Freund Beau – ich denke er hat direkt erkannt wie störrisch ein deutscher Steinbock sein kann. Und natürlich ist er meine Verantwortung und somit meine Entscheidung. Wir sind also mit Beanie nach Perth gefahren, weil das Tierheim nur vermittelt, wenn alle Haustiere sich miteinander vertragen. Hudson stellt uns schon immer wieder auf die Probe – Beanie kann zum Biespiel konstant ohne Leine laufen und ich weiß, dass ich Kontrolle habe. Hudson war jahrelang ein Straßenhund und ist daran gewöhnt, dorthin zu gehen, wo er eben hin möchte. Er wohnt inzwischen seit über einem Monat bei uns und macht sich wirlich gut. Seine 27kg sind schon eine ganz andere Hausnummer, als Beanie’s 17kg, aber er ist super verkuschelt und braucht einfach nur ganz viel Zuneigung.
Das Tierheim hat auch eine riesige Ausnahme für mich gemacht. Normalerweise dürfen nur Permanent Residents oder Staatsbürger von Australien Hunde adoptieren – macht ja auch Sinn. Aber ich konnte sie damit überzeugen, dass ich Beanie ja schon habe und sie Familie ist und falls mein Versuch Permantn Resident zu werden fehlschlagen sollte (was nicht passieren wird), würde ich sie mit nach Deutschland nehemn – oder wo auch immer ich fliegen würde. zu 99,9 Prozent nicht Deutschland.

Okay, ich denke ihr seid endlich wieder auf dem aktuellen Stand und ich hab es super genossen, endlich mal wieder deutsch zu schreiben. Ich lade noch ein paar Fotos hoch und dann klicke ich „veröffentlichen“ – nachdem ich zwei Jahre lang keine Beiträge veröffentlicht habe!

Beanie und Hudson auf unserem täglichen Gassiweg
Hudson
Beanie
Aktuelles Familenfoto mit Beau, Hudson, Beanie und mir natürlich

Schreibelust

Ich hatte gerade so einen Drang danach, zu schreiben, dass ich nachgeben musste. Man sollte nicht allen Drängen nachgehen, aber den guten – so schnell es geht! Und ich saß eh schon am Computer. Mein Internet ist zur Zeit unheimlich langsam. Wir wohnen immer noch in Kununurra oder sollte ich sagen wieder… nach einem kurzen Abstecher Richtung Osten, der uns mit einem „verlorenen“ Auto schneller beendet wurde, als geplant, sind wir auch direkt wieder nach Westen gereist. Nach Hause sozusagen.

Ich liebe Kununurra und alles, was damit kommt. Die Abgeschiedenheit. Die Sturköpfigkeit mancher Menschen und manche hinterwälderischen Gedanken und Einstellungen. Man ist eben ein bisschen abgeschnitten von der modernen Welt. Das merke ich vor allem, wenn es um meinen Veganismus geht. Wenn man in allen Cafés in Perth und Sydney und Melbourne Soyamilch bekommt, ist das hier noch keine Selbstverständlichkeit. Meistens zum Glück schon.

Ich saß also am Schreibtisch, um unsere Testamente auszufüllen. Keine Sorge, uns geht es beiden gut und wir haben keinerlei Grund zu glauben, dass wir demnächst in die Kiste hüpfen, ganz im Gegenteil. Wir fangen wieder mehr an zu Leben. Wir beantragen ein Visum, mit dem wir erlaubt sind, in Australien zu leben, richtig zu immigrieren. Voraussetzungen gibt es viele. Und da sich die alle halbe Jahr ändern, kann man kaum ohne Agenten arbeiten und wir haben uns, dank Emma, für Deanne von Koala Oz entschieden und sie hat uns schon um die 50 eMails geschickt und Dokumente zum Ausfüllen. Ich glaube, wir sind ein echter Spezialfall für sie. Nicht nur mein Nachname Löger, den ich in englischsprachigen Ländern Loeger schreiben muss (und nicht nur Loger, was für englische Menschen leichter nachvollziehbar wäre), sondern auch Steve’s Nachname, den seine Mutter nie richtig beantragt hat. Ihre erste Ehe lief nicht, also gab es eine zweite und während dieser hat sie Steve’s Pass beantragt und der kam dann im Namen ihres zweiten Mannes, obwohl Steve’s Geburtsurkunde ihn unter dem Nachnamen Lawrence in die Welt losgelassen hat. Tja. Zum Glück ist unsere Agentin pfiffig und konnte das irgendwie lösen. Uns fehlen trotzdem noch Informationen, wann Steve an welcher Schule war und wo gewohnt hat. Von wann bis wann er wo gearbeitet hat etc. Ich sage euch, nach dieser Visabearbeitungen weiß ich wirklich ALLES über ihn. Alles, alles, alles. Auch über seine Mutter und ihre inzwischen drei Ehen und zwei Scheidungen.

Wir haben jetzt ein Haus. Natürlich nur gemietet. Wer will sich heut zu Tage schon auf einen Ort festlegen, nur weil man dort ein Haus besitzt… achja – der Großteil der Menschheit. Nicht ich. Und nicht MEHR Steve, Er hat sich wirklich verändert innerhalb der letzten Monate und Jahre und das ist auch gut so. Endlich träumt er etwas größer und realisiert, dass wenn er mich um Hilfe bittet, seine Träume zu realisieren, die Chance, dass sie realisiert werden von 0,000000001% auf 50% steigt. Nur 50% weil sich Träume ändern.

Unserer Carla geht es gut. Sie muss demnächst wieder zu ihrer jährlichen Untersuchung, also eine kurze Autoreise in der Transportbox – mag sie ja gar nicht.

Ich mache Freiwilligenarbeit bei Kangaroo Haven, einer wildlife rescue station. Hauptsächlich Wallabies und Kängurus und Wallroos, die übrigens kein Papa war Kämguru, Mutter Wallaby Mischung oder anders herum sind, sondern eine ganz eigene Gattung. Ich hatte auch vier Wochen lang meinen kleinen Philly in meinem Top. Inzwischen ist er zu groß und soll mit den anderen Wallabies spielen. Das war ein schrecklicher Abschied – obwohl der Kopf sagt, das ist richtig so.

Ansonsten tut sich EINIGES in veganer Hinsicht. Ich habe, seit wir Anfang August in unser Haus gezogen sind, jeden Mittwoch ein Dinner bei uns zu Hause, das ich Vegan Wednesday nenne und ich habe im Schnitt sieben Gäste, die mit Vor-, Haupt- und Nachspeise verwöhnt werden. Überraschenderweise sind manche dieser Gäste schon vegan, andere nur neugierig, aber alle aufgeschlossen und interessiert, was richtig schön zu beobachten ist. Steve nimmt inzwischen auch regelmäßig teil, isst aber immer noch ab und an ein Salami- oder Schinkensandwich. Ich bemühe mich sehr, das nicht mehr als persönlichen Angriff zu sehen, aber es ist schwer, mir einzureden, dass ich andere Menschen beeinflussen kann, wenn ich nicht einmal die Person ganz vegan kriege, für die ich koche und einkaufe und meine Tage und Wochen und Monate verbringe. Ich mache Fortschritte. Kleine, aber stetige.

Was mich auch richtig überrascht hat, ist, dass ich gerade eine DEUTSCHE enge Freundin habe, hier in Kununurra. Eigentlich regen mich Deutsche ja sofort auf. Eingeschränktes Denken. Ständig beschweren, selbst über Kleinigkeiten. Alles negative fünfmal aufwärmen und dabei 100 positive Sachen übersehen. Tja, meine Franzi ist eben anders. Und ihre Bell auch, ihr deutscher oder vielleicht belgischer Schäferhund. Adoptiert aus Griechenland, aufgezogen in Deutschland und mit nach Australien eingeführt.

Mein Ziel für diesen November ist es, täglich 3l zu trinken. Es ist hier gerade Übergangszeit zwischen Trocken- und Regenzeit und nach jedem Regen ist es zwar ein paar Grad kühler, aber dafür auch richtig schwül. Und mit kühler meine ich „nur“ 38 Grad. Wenn es warm wird, haben wir um die 45°C. Ich friere inzwischen bei 25°C außen. Und laufe in Winterjacke und Thermounterwäsche herum, wenn ich morgens um 5h bei 9°C die Kängurus füttere – im Juli. In Australien sind ja die Jahreszeiten umgedreht, aber dadurch, dass Sommer hier Regenzeit heißt, fühlt sich fast schon wie Winter an und dann stimmt es wieder überein mit den deutschen Jahreszeiten.

Wir verbringen unser drittes Weihnachten in Folge in Australien. Geplant war, dass wir über Weihnachten heimfliegen, aber die Visakosten sind doch um Einiges höher als gedacht und eine der Konditionen ist auch, dass der Steve für zwei weitere Jahre bei KMS als Maler arbeiten muss. Da konnten wir dann nicht, nachdem sie gerade $3000 in sein Visum reingesteckt haben, sagen, dass wir fast zwei Monate in den Urlaub wollen. Stattdessen geht es im März und April zurück nach Europa. Eine super gute Freundin heiratet in kleinem Rahmen mit 300 Gästen 😀 Und meine liebe Mama wird 60! Ihr Bescuh in Australien verzögert sich auch noch. Sie wartet lieber, bis sie Frühretnerin ist und dann mehr Zeit hat, um mich zu besuchen. Kann es gar nicht erwarten ihr mein Australien zu zeigen – mein Kununurra.

Ich arbeite immer noch als Putzfrau. Ich verdiene einfach so viel mehr, als in jedem anderen Beruf hier und genieße es so sehr, mein eigener Chef zu sein, dass es mir richtig schwer fallen wird, wenn sich das wieder ändert. Die zwei Monate in Deutschland/England bringen dann aber wirlich das Ende. Wenn wir zurück kommen fängt auch die Trockenzeit und damit Touristensaison an und ich steige ins Hotelbusiness ein. So richtig. Was genau, weiß ich natürlich noch nicht, aber ich bin mir sicher es wird toll und spannend und eine Herausforderung, genau so, wie ich das möchte.

Oh Mann, ich habe das Schreiben wirklich vermisst. Vielleicht klappt es ja dieses Mal, dass ich dabei bleibe. Ideen habe ich natürlich wie immer, viele.

Rückblick auf mich selbst

Natürlich hat dieser letzte Post dann das hier getriggert:

Ich sehe alte Fotos von mir selbst und nicht nur, dass ich mich vom Aussehen her kaum erkenne, ich erkenne mich vor allem charakterlich nicht mehr. Was für ein Mensch war ich nur? Nicht böse oder schlecht, aber unerfahren und unerfüllt und nicht annähernd so glücklich, wie ich heute bin.

Das ist keine Beschwerde, sondern eher ein Ausdruck des Erstaunens. Irgendwie hat mich dieser Mensch, der ich damals war, zu diesem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich bin so so froh, dass das passiert ist!

Das schöne deutsche Land

Nachdem ich gestern so sentimental durch die Nacht gelaufen bin, bin ich auch noch in alten WordPress-Beiträgen versunken und habe zu meinem Erstaunen festgestellt, dass ich sogar noch einige Entwürfe fertig gestellt hatte, sie aber aus irgendwelchen Gründen nicht gepostet hatte. Die meisten habe ich gelöscht, aber an diese kleine unfreiwillige Fahrradtour habe ich mich erinnert und finde die Fotos wirklich toll, also wird das hier einfach unter dem Motto „ein bisschen vermiss ich es ja schon“ (so ein- zweimal im Jahr 😉 ) gepostet.

 

Wenn ich daran gedacht hätte, dass die Züge hier eventuell weniger regelmäßig fahren, wäre mir das wahrscheinlich nicht passiert. Ich bin nämlich davon ausgegangen, dass halb neun noch eine normale Uhrzeit ist – aber die Deutsche Bahn sieht das wohl anders. Der nächste Zug fährt um halb zwölf – wohl um die allerletzten auch noch nach Hause zu bringen. Aber die Leute dazwischen (wie mich)?!

Naja – letztendlich war ich froh drum, denn das hier sind die Bilder, die ich unterwegs schießen konnte:

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Als ich nachträglich eingab, wie lang es eigentlich war, kam eine Stunde heraus. Ist ok. Ich habe eher an die zwei Stunden gebraucht – hielt ja ständig an für Fotos und wollte mich einfach nicht stressen.

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Und ein paar Handyfotos während dem Fahren waren auch schieß-bar … ist ja sonst niemand unterwegs auf den Fahrradwegen.

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Deswegen kann ich meine Kamera nicht zu Hause lassen. Diese Fotos halten mit den oberen einfach nicht mit!

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Richtig cool war auch, dass ich während der Fahrt Sprachnachrichten sprechen und per Whatsapp verschicken konnte! Somit nutzte ich die Zeit mehrfach: ich sah einen wundervollen Sonnenuntergang, machte Fotos, war in Kontakt mit Freunden, machte Sport und kam nach Hause! Win-win-win-win-… sozusagen 🙂

Neue Facebook-Freundin

Passiert bei manchen vielleicht häufiger, bei mir seltener. Meine Freundesliste ist kurz.

Dass ich gerade SIE irgendwann nochmal als Facebook-Freundin hätte, wäre mir aber auch nie im Leben eingefallen.

Neue Freunde

Ihr seht hier das Profil von Karin, dem Aupair, das vor mir bei meiner ‚Familie‘ war und das ich im Oktober letztes Jahr abgelöst hatte. Wir mochten uns von Anfang an nicht. Ich fand sie überheblich, wie sie mir erklären wollte, um was ich mich dann zu kümmern habe und sie dachte, dass ich total uninteressiert am Familienleben und der eigentlichen Arbeit als Au Pair sei, da Lisbeth (unsere „Mutter“, Name von der Redaktion geändert) ihr des Öfteren sagte, sie habe das Gefühl, ich käme nur zum Reisen her.

Ja und jetzt sind wir Facebook-Freunde. Wie ist das bloß passiert?

Alles fing mit einem Kommentar hier in meinem Blog an. Ich sollte meine Facebook-Nachrichten checken. Ist man nämlich mit jemandem nicht befreundet, muss man erst die Nachrichtenanfrage annehmen, bevor die Nachrichten in das normale Postfach kommen. Neugierig und echt gespannt loggte ich mich also ein und fand das hier:

Bitte entblocke Karin, damit sie sich mit dir in Verbindung setzen kann. (Viel ausführlicher natürlich, aber das ist die Quintessenz.)

Geblockt (das bedeutet, dass sie weder Nachrichten schicken, noch mein Profil sehen kann) hatte ich sie damals, weil ich einfach keinen Kontakt mehr wollte. Ich wusste, sobald ich in der Familie bin, finde ich alles selbst heraus und das ist mir auch lieber so.

Es ist durchaus normal, dass sich das vorherige Aupair mit dem folgenden zusammenschreibt, um schon ein paar Sachen abzuklären. Bei uns war das aber einigermaßen sinnfrei, da sie im alten Schuljahr und den Sommerferien und ich im neuen Schuljahr mit neuem Stundenplan da war. Also ist der Tages- und Wochenablauf komplett unterschiedlich.

Ich entblockte sie also. Und bekam einen ganzen Aufsatz zugeschickt! Und mir fiel die Kinnlade herunter. Mehrfach! Und weil ich sehen wollte, wie ernst das alles gemeint ist und auch, weil ich keinen Aufsatz zurückschreiben wollte, beschlossen wir zu skypen. Und haben uns ausgesprochen. Vor etwa zwei Wochen. Und wir wollten alles erst einmal sacken lassen, bevor wir diesen und die folgenden Beiträge verfassen. Trotzdem können wir nicht darauf verzichten, um uns irgendwie in kleiner Weise zu rächen und Lisbeth zu zeigen, dass sie am Ende des Tages doch nur eine verkappte Lästertante ist.

Morgen gibt es die erste Richtigstellung. Ich bin gespannt auf alle Meinungen!