Womit verbringe ich gerade die meiste Zeit.
Putzen.
Ich bin Putzfrau und das ist ok! Es macht sogar Spaß – weil es auf begrenzte Zeit ist. Wie alle Jobs in meinem Leben. Nichts kann so gut sein, dass ich es „für immer“ machen will.
So – und da das gesagt (und auch so gemeint) ist, wird es jetzt etwas genauer. Ich habe euch ja gestern von diesen Farmtagen erzählt. Dass ich entweder auf einer Farm oder auf dem Bau arbeiten muss. Aber ich habe, wie auch schon sicherliche viele andere Backpacker einen Weg darum herum gefunden. Ich werde durch eine Baufirma bezahlt, aber eigentlich arbeite ich für die Firma der Frau des Chefs.
Ich bin also eine Magic Cleaning Fairy und mit diesem Bewerbungs-Look hab ich überzeugt:
Und ich bin gerade die einzige Angestellte! Die Sache mit diesen Backpackern ist nämlich die, wir haben Deutschland verlassen, um die Freiheit zu haben zu reisen, an Orten zu sein, an denen wir sein wollen. Was machen wir also, wenn es uns irgendwo nicht mehr gefällt? Wir packen unseren Rucksack und wandern weiter. Und dann muss Kate einspringen und das kann sie nicht mit zwei oder drei oder noch mehr Backpackern machen. Und Australien wollen nicht putzen. Genauso wie sie nicht auf einer Farm arbeiten wollen …
Mit Wohnwagen und Katze und Freund, der auch einen Job hat, zwar etwas schwieriger aber trotzdem generell möglich. Ich bin mit einem Vertrag eingestellt, der mir erlaubt, täglich das Handtuch zu werfen. Das Problem kann nämlich auch sein, dass sich Backpacker – weil es ja nicht DER Beruf ist – nicht wirklich Mühe geben und dann müssen Arbeitgeber schnell Ballast abwerfen und es herrscht ja Gleichberechtigung (manchmal): wenn die mich von einem auf den nächsten Tag kündigen, darf ich auch. Zum Glück will mich meine Kate nicht loswerden – meine Farmtage sind nämlich echt eng bemessen!
Hauptsächlich putze ich Privathäuser – die Leute verlassen um 8 das Haus und die meisten kommen so um 4 immer heim. Das heißt in der Zwischenzeit darf ich einigermaßen frei gestalten, wann ich was mache und weil ich in meiner ersten Woche schon den Wochenplan verbessert habe (Leute in der gleichen Gegend auf den gleichen Tag legen – irgendwie ziemlich logisch oder?), fahre ich relativ wenig und bekomme sogar, dank super Chefin, wöchentlich noch vier Stunden für die Fahrerei bezahlt! Leider oder zum Glück sind meine Tage aber so voll, dass ich nicht wirklich mal ein Haus putze und dann wieder eine Stunde Zeit hab oder so – ich rase fast schon von einem Haus zum andren und racker mich ab, dass ich in den zwei Stunden Zeit, drei Badezimmer, eine Wohnküche und fünf Schlafzimmer geputzt, abgestaubt, gesaugt und gewischt bekomme. Und das in etwa vier Mal täglich.
Dann habe ich auch noch ein paar Büros – die meisten soll ich erst putzen, wenn alle weg sind, damit ich keinen störe und nicht mithören kann, also abends oder am Wochenende.
Pro Woche komme ich damit so auf 50 Stunden.
Vor meinem Deutschlandbesuch im August waren das an die 60 Stunden! Weil wir abends noch einen Kindergarten putzen mussten. Jeden Tag die gleichen Gruppenräume, aber immer erst nach 17h. Also heimgehen, nach einem acht Stunden Tag, und dann nochmal aufrappeln und Klos putzen, Böden saugen und wischen… fünf Mal die Woche. Nicht so toll. Zum Glück hat die Kate beschlossen, dass das jetzt genug ist und mit dem Kindergarten abgesprochen, dass sie jemand andren finden müssen, Und das ist so gut! Einmal wegen immer nur nach 17h und dann auch weil es eben ständig das Gleiche ist. Und Gleiches ist langweilig – klar!
Mein Problem hierbei ist mein Perfektionismus. Mein DEUTSCHER Perfektionismus, das ist wirklich nochmal was andres als der australische oder englische. Ich muss das Haus einfach ordentlich verlassen. Ich kann nicht einfach mal schneller machen oder was weglassen oder so. Wenn ich nochmal ein paar Fingerdapper am Fenster sehe, hole ich nochmal meinen Lappen rein, auch wenn der eigentlich schon im Auto ist. Es wird nicht unperfekt weggefahren.
Und trotzdem gibt es eine Person, die meiner Chefin schreibt: Warum wurden wir denn letzten Dienstag ausgelassen? – Unnötig zu erwähnen, dass ich natürlich da war……. tja. Sie hatte wohl einen schlechten Tag – aber dank ihr hatte ich ein paar schlechte Tage. Sowas nimmt mich einfach mit. Kritisiere mein Aussehen, meinen Charakter, meinen Humor – was auch immer. Kein Problem. Mein Arbeitsethos? Renn so schnell du kannst.
Kate hat mir da zwar echt den Rücken gestärkt, aber trotzdem war das für mich der Grund zu sagen: ich mache das nur so lange, bis ich meine Farmtage hab. Ich kann mich einfach nicht für andre Leute abrackern und dann so eine Nachricht erhalten. Außerdem arbeite ich für Kate’s Glück. Nicht für meines. Und wie ihr seit gestern wisst, hab ich ja schon wieder einen super Plan an Geld zu kommen: sei dein eigener Chef! Yeeeaaah!