Gedankenspiele ;-)

Oh mein Gott – oh mein Gott ❤

Ich hab so viele neue Ideen, vielleicht auch Hirngespinste, aber ich muss sie einfach loswerden, bevor ich mich wieder auf das Lernen konzentrieren kann!

Wenn ich einmal total verrückt planen darf, würden meine nächsten Jahre so aussehen:

Oktober 2015 bis Ende April 2016: Aupair in England, freie Tage in London oder auf Tagesreisen durch England, Schottland, Irland, Wales. Eventuell ist am Ende Zeit für einen längeren Trip durch eines dieser Länder (oder alle?!)

Mai 2016 bis September 2016: Würzburg, Fitness, Hochzeiten, Shootings, Arbeiten in einer Bar oder einem Club oder einem Restaurant

Oktober 2016 bis März: Work and Travel in Australien, eventuell in einem Hotel, auf einer Farm, in einem Restaurant. Herumreisen plane ich nochmal 2-3 Monate ein, kommt darauf an, wie viel ich verdiene. Man zahlt in Australien 30% Steuern, die man aber (wenn man zurück in Deutschland ist) auch wieder zurück bekommt. Ich könnte in dieser Zeit an der Uni Würzburg mit meinem Germanistik Master eingeschrieben bleiben – könnte also die Vorteile, die man als Student hat, nutzen. Vielleicht wohne ich direkt in einem Camper, für die lange Zeit könnte ich mir einen kaufen und ihn danach wieder verkaufen. Mit dem Campingplatz kann man bestimmt auch einen besseren Preis aushandeln, wenn man so lange bleibt.

Und sobald es in Australien ungemütlich wird, wird es in Europa Frühling. Also schnell zurück! Wie gesagt – hierbei handelt es sich ja um Hirngespinste… also: Aupair in Frankreich. Ich habe für mich wirklich das Ziel, Sprachen flüssig zu sprechen und französisch hatte ich ja eigentlich in der Schule, also sind die Vokabeln schon irgendwo, sie müssen nur wieder angewendet werden. Ein halbes Jahr reicht aber auch hier, denn dann wird es in Europa ja wieder kalt – also rasch auf die andre Seite der Erde: Neuseeland!

Inzwischen wäre übrigens Oktober 2017. Auch hier sechs Monate, also bis Ende März 2018. Work and Travel. Camper. Camping-Platz. Hotel, Restaurant, Farm. Drei Monate reisen. ❤ ❤ ❤
Ich weiß nicht, ob ich wirklich wieder wegkomme oder ob ich mich dann vollständig in Neuseeland verliebe und einfach dortbleiben muss.

Eventuell kann ich so viel Geld sparen, dass ich durch das relativ günstige Südamerika reisen kann – um mein Spanisch anzuwenden, das ich in England lernen will. Dafür plane ich im Moment vier Monate ein.

Drei Monate Afrika wären auch noch schön – Hilfsprojekt in einem Waisenhaus/Schule.

Ein Hilfsprojekt in Australien/Neuseeland/Fiji wäre auch noch eine Überlegung wert.

Reicht das Geld nicht für Südamerika, erobere ich vielleicht noch ein paar asiatische Länder.

Und nach der ganzen Reiserei steht auf meinem Zettel tatsächlich: Referendariat. Meine Mama wird sich freuen. September 2019 bis August 2021 kann ich mir vorstellen in Deutschland zu verbringen. Wenn ich davor natürlich alles erlebt habe, was ich so erleben will 😉

Kosten, die noch auf mich zukommen ist die Bafög-Rückzahlung, die ich gern auf einen Schlag bezahlt hätte, weil dann nochmal Geld erlassen wird. Aber wenn das nicht klappt sind das 100€ im Monat. Das kriegt man auch irgendwie hin.

„Problem“ wäre natürlich nur, wenn ich einen Freund finde ;-). Denn bei den ganzen Plänen kann er nicht überall mit. Soll er im Übrigen auch nicht 😛 Ich reise sehr gerne allein! Immernoch.

Anbei ein paar aktuelle Bilder von mir (weil ich mich grad mag 😉 ):

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Und eines meiner neuen (Winter-) Projekte – die Foodfotografie:

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Und wie immer: https://www.facebook.com/Caros.Photos

Schaut doch mal auf Facebook vorbei 😉

Neues Bewusstsein

Mir ist gerade etwas klar geworden. Zwischen dem ganzen Trubel vor dem Examen diesen Sommer, den Eindrücken von den vielen Nachrichten, die mich zu meinen drei Fragen erreicht haben (dazu komme ich gerade nicht – ich will den Kopf frei haben, bevor ich mich zu so kritischen Themen äußere) und dem Bearbeiten der Fotos meiner letzten Hochzeit.

Ich werde keine Reisejournalistin.

Ich kann nicht sagen, dass ich konkret daran gearbeitet habe, das zu werden, aber ich dachte bis gerade eben noch, dass es mein größter Traum, mein größtes Glück wäre, so einen Job zu bekommen. Aber das ist es nicht.

Ich habe meine Berufswünsche gesammelt. So verrückt sie auch klingen mögen. Ich habe sie auf Zettel geschrieben und an eine Wand in meiner Wohnung gehängt. Ich dachte zuerst, ich lasse sie dort hängen und mache mir wann anders mehr Gedanken darüber, aber als ich sie fotografierte (einfach weil ich fast alles fotografiere), fiel mir etwas auf.

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Ich finde es bezeichnend, dass ich die Zettel gerade unter meine Uhr gehängt habe. Als wüsste ich selbst, dass es Zeit wurde, mich zu entscheiden. In diesem Moment fühlt es sich an, wie wenn ein Teil von mir stirbt. Ein Traum, der nicht mehr wahr werden kann, weil ich selbst nicht mehr daran glaube.

Ich habe kurze Zeit später die Zettel neu sortiert. Welche Wünsche und Träume kann ich kombinieren. Wie viele Ziele erreichen. Und wenn ich dem Reisejournalismus folge, muss ich alle anderen vernachlässigen.

Ich habe sonst keine Versagensängste. Ich weiß, dass ich immer irgendwie über die Runden komme, dass alles wieder gut wird, in sichere Gewässer kommt. Aber hier habe ich versagt. Das ist etwas, das ich nicht erreichen kann, weil ich es eigentlich nicht will.

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Dieses Bild beinhaltet für mich auch noch das Symbol der Einsamkeit. Der „Reisejournalistin“-Zettel hängt ganz alleine, ganz auf der rechten Seite. Meine ganzen anderen Interessen müsste ich vernachlässigen, um nur das zu machen. Und das geht nicht für mich. Ich bin einfach ein Mensch, der viele Interessen hat und ihnen folgen will.

Bemerkenswert ist auch, dass „Lehrer“ kein einziges Mal in meinen Kopf gekommen ist. Und ich habe mir vorgenommen in meinem Leben glücklich zu sein – dazu zählt wohl, dass ich nichts mache, was mir keinen Spaß macht, was mich nicht fasziniert.

Toleranz

Ich habe zu dem Beitrag heute Nacht schon ein Feedback bekommen und möchte mich dazu äußern. Krass formuliert hieß es, ich wäre nicht tolerant gegenüber der Meinung des Polizisten.

Dazu hatte ich mir gestern schon einen Satz notiert, der glaube ich ganz gut ausdrückt, warum ich das nicht mehr tolerieren kann:

 

Es gibt nie eine richtige Meinung, aber es gibt definitiv eine falsche.

 

Ich denke wir sollten in der heutigen Gesellschaft insoweit gebildet sein, dass wir erkennen, dass jeder Mensch ein Recht auf sein Glück hat. Männer sollten Männer und Frauen sollten Frauen heiraten dürfen – weil es sie glücklich macht. Sagt mir jetzt jemand, sie sollten durch Eizell- bzw. Samenspende keine Kinder bekommen dürfen, ist das diskussionswürdig, aber akzeptabel. Sagt jemand, sie sollten keine Kinder adoptieren dürfen, würde mich das dazu bringen, ihnen Argumente aufzuzählen, warum sie das doch dürfen sollten. Aber das sind akzeptable Abweichungen – meiner Ansicht nach.

Sagt jedoch jemand, wie der Polizist M, dass sie AUF GAR KEINEN FALL die gleichen Rechte haben dürften ist das nicht akzeptabel. Ich denke auch, dass es in Orndung ist, zu so einem Menschen dann keinen Kontakt mehr zu haben, weil ich ihn in diesem speziellen Fall kennenlernen wollte, um ihn als Mann kennenzulernen und eventuell zu sehen, ob sich da mehr entwickeln könnte. Wir waren keine jahrelangen Freunde und ich habe ihn daraufhin blockiert. Um es richtig deutlich und überspitzt auszudrücken: ich hätte mit ihm keine Kinder erziehen können. Klar ist das weit gedacht und so weiter, aber es war für mich in diesem Fall relevant. Er meinte auch deutlich, dass er von seiner Meinung nicht abrücken würde – also würden auch meine Argumente nichts bringen. Ich hoffe sehr, dass er sich meinen „Tip“ mit der Reise zu Herzen nimmt, denn diese Erfahrung würde ihm wahrscheinlich viel in Sachen Offenheit und Toleranz bringen. Jemand, der Mallorca als sein Zuhause bezeichnet und im Juli dort war und Ende August noch einmal hinfliegt, anstatt Mal etwas Neues zu sehen, passt auch nicht zu mir. Die Bierkrüge neben seinem Whatsapp-Status machen ja auch deutlich, dass er sich am Ballermann befindet und nicht in den schönen naturbelassenen Ecken Mallorcas.

Also eine Grundabweichung darf jeder Mensch haben, da bin ich tolerant. Aber die Meinung des Polizisten ist nicht mehr akzeptabel und zeugt für mich für mich von mangelnder Bildung oder mangelnder Selbstreflexion. Sicherlich hat er schon mehr gesehen als ich. Aber ich werde ja auch bewusst kein Polizist. Wenn ich Polizistin wäre, müsste ich mir bewusst machen, dass vier auf mich einprügelnde Türken nicht die Türken im Allgemeinen repräsentieren. Ich kann also für meine eigene Erfahrung abspeichern, dass ich Türken generell vorsichtiger gegenüber trete, aber ich kann nicht vor anderen Leuten sagen, dass Türken gewaltbereiter sind.

Meine Erfahrung auf der Reise 2014 war zum Beispiel, dass sich Inder sehr von mir angezogen fühlen: blonde Haare, jung, schlank, weiße Haut. Mich hat kein Inder unangemessen berührt oder Ähnliches, aber ich habe für mich gemerkt: sei doppelt vorsichtig, was du sagst und wie du dich gibst, wen du wie lange anlächelst oder ansiehst. Ich habe aber nie zu jemandem gesagt: pass auf, die ziehen dich mit ihren Blicken aus.

Wir sind Ausländern gegenüber vorsichtig gestimmt, weil wir ihre Kultur nicht gut genug kennen. Stellen wir uns die Griechen vor, die vor ihren Häusern sitzen, sich lautstark mit ihren Nachbarn „unterhalten“…. Das klingt in unseren Ohren nach Streit. Viele Gesten dazu. Eindeutig streiten sie sich. Denken wir. Tun sie aber nicht. Auch dieses vorm Haus sitzen und vorbeilaufende anglotzen. Machen wir in Deutschland nicht (nur heimlich hinter Vorhängen) und deswegen sind wir davon irritiert. Und daraus folgt dann eine gesunde Skepsis. Das ist anders als bei uns, deswegen müssen wir das erst noch einordnen: potentiell gefährlich oder einfach nur kulturell bedingt und ganz normal?

Für mich kommt es dann darauf an, wie wir uns gegenüber andren Menschen äußern. Ich habe gestern auch deutlich geschrieben, dass ich bei den Syriern im Zug gehofft habe, dass sie mich nicht ansprechen. Das ist in gewisser Weise auch Ausländerfeindlichkeit – und das war mir bewusst, als ich das geschrieben habe. Aber ich habe es so formuliert um deutlich zu machen, wie sich in den paar Minuten meine Einstellung verändern konnte, weil ich offen auf diese Menschen zugegangen bin. Wir Deutschen sind einfach ein bisschen eigenbrödlerisch, sind lieber für uns. Klar, weil wir uns kennen – unsere Kultur, unsere Gepflogenheiten. Was bei uns seltsam ist und was normal. Aber so ist das in jedem Land, denke ich, und das ist ein gesunder Selbstschutz. Erst einmal gucken, was was für die Andren bedeutet und dann sehen, ob man das akzeptieren kann oder nicht.

Ich hoffe, das war deutlich, aber noch nett formuliert, denn ich wollte meine eigene Meinung ja eigentlich erst komplett am Ende kundtun und habe jetzt doch schon Teile vorweggenommen.

Direkt noch als Anmerkung: Meine Meinung ist nicht das non plus ultra, aber ich habe sie nicht von anderen Menschen übernommen, sondern sie mir selbst gebildet, indem ich mich in andere Menschen (auch in den Polizisten) hineinversetze. Ich denke, das sollte jeder tun.

Schockiert von Teilen der deutschen Gesellschaft

Das ist ein Thema, das nur indirekt zu diesem Blog passt, aber da es hier in erster Linie um mich persönlich geht, also meine Meinung und meine Ansichten, ist es vielleicht doch richtig, hier darüber zu schreiben.

Ich bin seit einiger Zeit aktiv in einer Flirting-App, um neue Leute kennenzulernen. Natürlich trifft man dort nicht nur auf nette Menschen, aber prinzipiell habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht – bis gestern. Man schreibt sich über diese App und wenn man möchte, kann man die Handynummern austauschen, um in Whatsapp zu schreiben und genau das tat ich bei M. M ist Polizist in Würzburg und hat als Profilbild in whatsapp einen Adler und das Wort „Patriot“:

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Der Status ist: Mallorca da bin ich daheim. Links und rechts daneben befindet sich jeweils ein rotes Herz und zwei Bierkrüge, die miteinander anstoßen. Während wir in der App geschrieben haben, hatte ich den Eindruck, einen vernünftigen 25-Jährigen vor mir zu haben, der mit beiden Beinen im Leben steht und seinen Beruf liebt. So soll das ja auch sein. Allerdings machten mich das Bild und der Status in Whatsapp direkt stutzig und ich schrieb ihm, dass das Bild von ihm sich dadurch ziemlich verändert und er mir doch erklären soll, was sein Foto für ihn bedeutet:

„Naja ich bin einfach stolz darauf deutscher zu sein. Das zeichnet n patrioten aus, dass er stolz auf sein land ist. In deutschland ist man dann zwar gleich ein nazi aber was andere dann drüber denken ist mir egal. Bin stolz deutscher zu dein und hier zu leben.“

(Diese und alle weiteren Zitate in „…“ sind wörtlich aus dem Chat übernommen, enthalten deswegen vielleicht Rechtschreibfehler oder Klein- statt Großschreibung)

Das war schon nicht ganz die Antwort, die ich mir erhofft hatte und leider klang es viel zu sehr nach der Antwort, die ich befürchtet hatte. Also testete ich seine Toleranz und seinen Sinn für Gleichberechtigung mit folgender Frage: „Sollte eine Ehe zwischen Homosexuellen gleich viele Recht und Pflichten haben, wie eine zwischen Heterosexuellen?“

M: „Ich weiß dass eir da sowieso unterschiedliche meinungen haben aber ich bin ja ned zum schleimen hier.“
M: „Ich bin der meinung dass homosexuell einfach unnatürlich ist. Hat die natur so nicht vorhergesehen. Deswegen bin ich der meinung dass homosexuelle paare auf keinen fall die selben rechte haben sollten. Bund der ehe is zwischen mann und frau…punkt.“

Am meisten geschockt haben mich die Worte „auf keinen Fall“.

Ich habe dann versucht, möglichst sachlich, um ihn wirklich auf voller Linie zu überzeugen, zu argumentieren: „Ok, ich finde es gut, dass du ehrlich warst, obwohl du wusstest, dass ich wahrscheinlich eine andere Meinung habe. Ich kann deine Meinung in keinster Weise nachvollziehen. Für mich sind Toleranz und Gleichberechtigung die wichtigsten Ziele der heutigen Gesellschaft und ich komme ehrlich gesagt mit Menschen nicht zurecht, die da andrer Meinung sind. Ich muss sagen meine Interpretation deines Profilbildes hier ging dann doch sehr in die richtige Richtung. Ich wünsche dir viel Glück in deinem Leben und in deinem Beruf und lege dir sehr ans Herz, einen Monat lang durch Asien zu reisen. Wirklich reisen. Du wirst viel über andere Kulturen lernen, aber auch viel über dich und die Gesellschaft im Allgemeinen. Wenn du danach andere Ansichten hast, darfst du dich gerne melden, aber wenn nicht, werden wir uns weder sehen noch schreiben. Ich finde es ehrlich gesagt schockierend, mal wieder, denn ich denke, dass du abgesehen von dem Teil dass Homosexualität unnatürlich ist, keinen Teil aus der Bibel ernst nimmst oder vollkommen auslebst.“

M: „Also gut. Die meinung werde ich nicht ändern. Toleranz schön und gut. Aber ich bin an der „front“ und ich sehe welche straftaten von wem begehen werden. Und als deutscher tut das weh. Du bist in der hinsicht genauso dickköpfig wie ich und lässt dich da auch ned von abbringen. Aber wir holen uns mit unserer toleranz die terroristen ins eigene land. Das ist kein rechtsradikales gelaber aber ich hab da mal 2 stunden mit einem irakischem christlichen asylbewerber unerhalten der mir gesagt hat was in den unterkünften abgeht und was die leute für drohungen aussprechen was sie machen werden wenn ihr asyl abgelehnt wird. Aber kannst dich in 10 jahren nochmal melden wenn du vor lauter toleranz auch muslime bist und in deutschland mehrere anschläge von leuten verübt wurden, denen wir gegenüber tolerant sind und in wohnungen unterbringen wo wir rentner rausschmeißen die 50 jahre hart gearbeitet haben und weniger geld zu verfügung haben als ein asylbewerber.“

Klingt ziemlich nach Pegida, oder? Sollte sich ein Polizist so anhören?

Ich: „Ok, das war jetzt zu viel. Ich muss jetzt auch noch sagen, dass ich geschockt bin, dass gerade du Polizist bist.“

M: „Ich war auf genug demos und asylbewerber haben uns beleidigt, bespuckt und mit steinen/flaschen beworfen.“

Ich: „Und du warst noch nie auf Demos, bei denen deutsche das gleiche gemacht haben?“

M: „Doch…linke. aber die sind ja keine deutschen…das sind ja menschen (o-ton auf demos)“

Ich: „Ich kann ihre Wut auch nachvollziehen. Sie kommen in ein anderes Land, wollen Frieden, ein neues Leben. Und statt möglichst bald einen neuen Job, einen neuen Alltag zu haben, dürfen sie in ihren Unterkünften sitzen und sich den ganzen Tag Sorgen machen und sich an ihre Flucht erinnern. Was sie da erlebt, gesehen und gehört haben, sollte nie ein Mensch erleben, sehen und hören müssen“

Danach habe ich ihn blockiert. Das bedeutet, er kann mir keine Nachrichten mehr schicken.

Daraufhin habe ich erst einmal mit meiner Mutter telefoniert. Nicht direkt, weil ich das Verlangen danach hatte, sondern weil sie mir eine e-Mail geschickt hatte und ich sie sowieso Mal wieder anrufen sollte. Ich habe ihr dann hiervon erzählt und war einfach zutiefst erleichtert, dass auch sie als Vertreterin einer anderen Generation meine Meinungen und Ansichten komplett teilt. Ich hab dich lieb, Mama! Danke für die Art von Erziehung, die du mir gegeben hast, die mich zu dem Mensch mit den Ansichten gemacht hat, der ich heute bin.

 

Mir ging diese ganze Schreiberei dann durch den Kopf und ich kam damit schlicht und einfach nicht klar. Wie kann es sein, dass Menschen tatsächlich so denken? Oder bin ich vielleicht die, die anders denkt? Damit ich ein paar Antworten sammeln konnte, postete ich in zwei Facebook-Gruppen in Facebook und schrieb (fast) jedem meiner Facebook-Freunde die gleiche Nachricht. Darin stand die Bitte, kurz oder länger auf die drei folgenden Themen Stellung zu beziehen:

Schwule und Lesben: komplett gleiche Rechte, wie eine heterosexuelle Lebenspartnerschaft?

Flüchtlinge: Alle gewaltbereit?

Deutsche Patrioten: direkt Nazis oder eine akzeptable Bezeichnung?

 

Ich bekam nach kurzer Zeit schon einige Antworten und ich kann schon einmal vorwegnehmen, dass mich die meisten sehr erleichterten. Allerdings erwischte ich mich dabei, wie ich bei manchen Facebook-Freunden zögerte, bevor ich die „Umfrage“ abschickte, weil ich die Befürchtung hatte, dass ihre Meinung nicht zu meiner passt und sich dann mein Bild von diesen Menschen negativ verändern würde. Aber dann machte ich mir klar, dass ich auch bei M schon geschrieben habe, dass ich mit solchen Menschen keinen Kontakt mehr haben möchte – und schickte ab. Natürlich würde ich sie nicht direkt als Freund auf Facebook löschen, aber ich würde ihnen meine Ansicht erklären und herausfinden, wie sicher sie sich ihrer Meinung sind. Ob sie vorgefasst ist – von irgendwo aufgeschnappt. Oder wirklich selbst reflektiert. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch, der über diese Themen reflektiert, nicht zu den gleichen oder ähnlichen Schlussfolgerungen kommt, wie ich. Wäre allerdings keine Einsicht vorhanden, würden diese Menschen kein Teil meines Lebens mehr sein – auch nicht meines Online-Lebens. Ist diese Reaktion zu krass?

Ich bin ein Mensch, der sich immer viele Gedanken macht. Egal zu welchem Thema. Auch zu Kleinigkeiten. Aber eben auch zu diesen drei großen Themen. Ich kann nicht sagen, dass ich mich darüber super informiere, aber ich versuche mich in die Menschen hineinzuversetzen und frage mich, inwieweit etwas mich beeinflussen würde – negativ oder positiv. Ich kann zum Beispiel sagen, dass ich ein weniger schlechtes Gewissen habe, wenn homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen und dadurch die Kinderheime kleiner werden oder eines Tages komplett verschwinden. Solche Veränderungen sehe ich auch schon als Beeinflussung meines Lebens.

Meine eigenen Ansichten verfasse ich ganz am Ende dieses kleinen Projekts – würde euch aber mitteilen, wenn sich durch die ankommenden Nachrichten meine Meinung in manchen Punkten leicht verändert hat.

In den nächsten Tagen veröffentliche ich einen oder mehrere Beiträge zu den Stellungnahmen, die mich erhalten haben – freue mich aber auch noch über mehr davon! Also schicke mir entweder eine Mail (caro-fotografie@web.de) oder schreibe mir auf Facebook (Carolina Löger). Alle Aussagen werden anonymisiert veröffentlicht.

 

Noch ein paar Gedanken, die mir währenddessen kamen:

Mein erster Kontakt mit Flüchtlingen war im Zug nach Würzburg. Mein erster Gedanke war: ohje, bitte sprecht mich nicht an. Das war nicht gerade mein bester Tag und ich wollte einfach meine Ruhe haben. Ich habe aber schon öfter erlebt, dass diese Menschen Deutsche ansprechen und in ein Gespräch mit schlechtem Englisch verwickeln. Darauf hatte ich heute nicht wirklich Lust.
Irgendwann kam der Schaffner und kontrollierte die drei Männer. Sie fragten ihn etwas und sein Englisch war so bescheiden, dass ich ihnen danach anmerkte, dass sie immer noch Fragen hatten. Also lächelte ich sie an und kurze Zeit später wurde ich schon darum gebeten mir einmal den Zettel anzusehen, auf dem vermerkt war, wann welcher Zug zu nehmen sei. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr so einige Dinge: die Männer waren Syrier. Flüchtlinge. Aber sie wirkten glücklich, was mich sehr verwirrte. Nur ein Mann sprach Englisch und das auch nur mittelmäßig, trotzdem konnte ich sie in Bezug auf ihren Reiseplan beruhigen. Er erzählte mir dann, dass sie nach Deutschland kamen und alles sah so wunderschön aus: die Natur, die Menschen, alles. „Hier ist es so sauber und die Leute sind so nett!“ Die drei Männer kamen aus Zirndorf bei Nürnberg. Dort befindet sich eine Flüchtlings-Auffang-Station und von dort werden sie auf verschiedene Standorte verteilt. Sie waren auf dem Weg nach Trier, wenn ich mich nicht irre. Ich bekam dann auch den vorläufigen Ausweis präsentiert – ganz stolz. Darauf war zu sehen, dass der Mann verheiratet war und ich fragte ihn, wo seine Frau wäre. Er meinte, sie wäre noch in Syrien. Er müsste hier erst einen Platz finden, zu dem sie kommen könnte und die Überfahrt wäre so gefährlich gewesen. Wenn man diesen Satz alleine liest, könnte man heulen. Zumindest ich. Aber die Art und Weise, wie er es gesagt hat, klang nicht traurig oder besorgt, sondern voller Hoffnung. Er war sich sicher, dass seine Frau nachkommen würde, dass es ihnen dann in Deutschland besser geht. Irgendwann war er sogar zu Scherzen aufgelegt: fragte mich, ob ich verheiratet wäre und ob ich nicht Interesse an einem der zwei anderen Männer hätte, die wären beide noch single und in Syrien dürfte man sowieso mehrere Frauen haben. Wir unterhielten uns also ganz locker und ich begleitete sie in Würzburg noch zu ihrem Gleis und sagte dem Schaffner des Zuges Bescheid, dass die drei fast kein Englisch verstehen und im letzten Abteil sitzen würden.

Das war eindeutig eine der beeindruckendsten Zugfahrten meines Lebens. Menschen, denen so viel Leid geschehen ist und die sicherlich in Deutschland nicht (von allen) mit offenen Armen empfangen wurden, fühlten sich hier heimisch, willkommen und waren, soweit es ihnen möglich ist, glücklich. Und das Gefühl, das am deutlichsten rüberkam war die Dankbarkeit.

 

In dem Moment dachte ich, dass Deutschland im Hier und Jetzt angekommen ist. Wenn sich diese Menschen willkommen und sicher fühlen, muss doch etwas richtig laufen. Und dann kommt so ein Whatsapp-Gespräch wie am Anfang dieses Beitrags. Während ich die Umfrage-Ergebnisse gesammelt habe, konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich mich heulend in einer Ecke verkriechen sollte oder direkt anfange, Menschen aufzuklären: einmal klopfen bei meinem Nachbarn im Wohnheim und ihn zu dem Thema befragen oder ihn zum Nachdenken bewegen. Ich entschied mich für eine Mischung: in der Wohnung bleiben und trotzdem aufklären.

Meinungen erwünscht! Gern per Mail (caro-fotografie@web.de) oder als Kommentar!