New York Rückblick

So, jetzt hatte ich lange genug Pause und kann endlich die restlichen Beiträge verfassen und meinen Blog dann erst einmal einfrieren.

 

New York ist schon eine gefühlte Ewigkeit her, andererseits fühlt es sich an wie gestern.

Durch die öffentlichen Verkehrsmittel findet man sich in New York sehr gut zurecht. Man findet fast immer eine U-Bahn-Station mit deren Hilfe man sich  wieder orientieren kann. Genau diese U-Bahnen verhelfen aber auch oft dazu, dass man sich verirrt. Die Haltestelle 50. Straße ist nicht bei jeder Linie die gleiche, aber da kommt man dahinter –  nach ein paar Tagen.

Mit meinem Hostel hatte ich auch wirklich Glück: einen Block vom Central Park entfernt, einen Block von dem nächst größeren Supermarkt, in dem ich alles gefunden habe, was ich gesucht habe, und ebenfalls einen Block entfernt von einer Haltestelle der roten Linie, mit der man zu allen wichtigen Dreh- und Angelpunkten kommen kann. Steigt man eine Station später nochmal in einen Express-Zug um, ist man innerhalb weniger Minuten in Brooklyn. Mein Hostel war sauber (Bäder und Küche wurden mehrmals täglich geputzt), mein Zimmer mit den zwölf Betten nicht zu voll gestellt und die Schließfächer waren so groß, dass ich sogar meinen kleinen Rucksack hineinstellen konnte. Ich hatte immer ein oberes Bett, aber da die Betten auch kaum gequietscht haben und ich dank der Schließfächer sogar eine kleine Ablage hatte, störte mich das Klettern gar nicht. Es wird nochmal einen extra Beitrag über das perfekte Hostel geben und Einiges, was ich hier gesehen habe, fließt darin mit ein.

Manhattan ist nicht überall gleich, aber meistens sauber (außer Chinatown) und schön. Allerdings hat mich Brooklyn mit den Graffitis an den Wänden und den öffentlichen Kunstausstellungen mehr eingenommen. Das ist etwas, das ich in den deutschen Städten, in denen ich bis jetzt war, vermisse. Aber ich denke, wenn ich Mal nach Berlin komme, werde ich fündig. In der Bronx war ich nur zum Yankee Spiel und habe ansonsten nicht wirklich etwas gesehen. Soweit ich weiß, wohnen dort mehr Afro-Amerikaner oder deren Nachfahren, die auch noch deutlich anders auf Blondinen reagieren (zum Beispiel: „Magst du Schokolade?“). Also lieber nicht alleine rumrennen. Nicht, dass sie etwas machen würden oder ich befürchte, dass sie etwas machen könnten – einfach nur, für das sichere Gefühl im Bauch. Queens habe ich gar nicht gesehen, dort gibt es aber auch nichts zu sehen. Staten Island habe ich auch ausgelassen, obwohl es dort einige interessante Museen gegeben hätte, aber das war dann zu viel Zeitaufwand.

Museen gibt es hier so viele, wie sonst nirgendwo auf meiner Reise. Es ist für jeden etwas dabei, wirklich für jede erdenkliche Interessensrichtung kann man hier etwas finden. Die meisten befinden sich in Manhattan, also kann man sich, wenn man in einer Gruppe reist, auch gut aufteilen und jeder geht in das Museum, in das er gerne möchte.

Ich bin ja der totale Museumsgänger. Ich hasse es nur, in Museen zu lesen. Schilder mit wichtigen Infos werden dann konsequent ignoriert, außer es gibt ein Bild, eine Skulptur oder sonst etwas, das ich unbedingt verstehen möchte und nur durch lesen verstehen kann. Dadurch, dass ich mich eben für so viele Museen interessiere, lohnte sich für mich der New York Pass, mit dem man nicht nur zu Museen kostenlosen Eintritt hat, sondern z.B. auch bei macy’s 10% bekommt, (nicht bis ganz oben) auf das Empire State Building darf und an unterschiedlichen Stadtführungen kann man auch noch teilnehmen. Diesen Pass gibt es für unterschiedlich lange Zeiträume (1, 2, 3, 5 und 7 Tage). Ich entschied mich von Deutschland aus schon für den 7-Tage-Pass. Diesen Pass kann man ohne Probleme auch vor Ort kaufen, kann sich also spontan entscheiden, ob man vielleicht doch nur drei Tage von einer Attraktion zur nächsten rennen will oder ob man sich das wirklich sieben Tage antun will. Im Schnitt kostet ein Museum/eine Attraktion für einen Erwachsenen 20-30USD. Dann kann man ganz gut ausrechnen, ob sich der Pass lohnt oder nicht. Letztendlich hätte mir der 5-Tage-Pass gereicht. Ich kam in New York an und am Tag danach traf ich mich mit Anna und Alex und freute mich natürlich über bekannte Gesichter und wollte deswegen auch Zeit mit ihnen verbringen. Nach meiner 3-Tages-Tour zu den Niagara-Fällen hatte ich aber nur noch fünf Tage Zeit, um meinen 7-Tage-Pass zu nutzen. Hätte ich ihn also erst vor Ort gekauft, hätte ich mir ein paar Euro sparen können. Dass man nicht anstehen muss, stimmte dafür nicht so ganz. Beim Top of the Rock durfte ich bei einer Schlange schneller vorbei, stand dann aber in zwei anderen mit allen anderen an. Bei Madame Tussauds das Gleiche: eine Schlange überspringen (wobei zu der Tageszeit gar keiner anstand) und dann ganz normal warten. Also von demher braucht man sich nicht einreden, dass man so viel Zeit spart.

Der Ausflug zu den Niagara Fällen hat mich unheimlich viele Nerven gekostet. Ich kam einfach zu diesem Zeitpunkt meiner Reise nicht mehr mit Asiaten klar. Deren Mentalität, das Gequatsche die ganze Zeit, … das ging mir wirklich ohne Ende auf die Nerven. Es war alles nicht so gut organisiert, wie ich das bisher von anderen Touren gewöhnt war und der Guide war auch alles andere als kompetent, fand ich. Durchsetzen konnte er sich auch gar nicht bei den Indern und wie er redet … wie er redet?!!!!!!!!! Da bin ich wirklich mehrmas durchgedreht. Das kann ich mir einfach keine fünf Minuten anhören, aber ich MUSSTE es mir ganze drei Tage anhören. Ich war sowas von froh, wieder aus diesem Bus herauszukommen!
Die Niagara Fälle haben das aber wieder aufgewogen. Also man muss sie schon Mal sehen. Man muss da keine Stunden bleiben und man muss sie auch nicht unbedingt nachts beleuchtet sehen, finde ich, aber sie sind auf jeden Fall sehenswert. Ich weiß aber auch, dass ich da nicht nochmal hin muss. Dadurch, dass man am oberen Ende der Fälle steht, wirken sie deutlich kleiner, wie man es erwarten würde. Fährt man dann mit der Maid of the Mist, sind sie schon deutlich imposanter.
Das Glasmuseum, das wir uns unterwegs noch angesehen haben, konnte mich dafür kein Stück beeindrucken, sowas gibts im Bayrischen Wald auch – stimmt’s Marianne? Das Air and Space Museum in Washington wäre auch wirklich das letzte Museum gewesen, das ich mir dort ausgesucht hätte. Dafür interessiere ich mich wirklich so ganz und gar nicht, kein Stück, nicht Mal ein Stückchen. Hier war ich froh, dass wir immer nur so kurz Zeit hatten. Das Weiße Haus und der Congress Hill sind natürlich auch sehenswert, aber da braucht man auch wirklich nicht mehr als fünf Minuten – zusammen.
Diese Tour habe ich übrigens bei L&L Tours gebucht. Zwar auch über das Reisebüro in Deutschland, aber das war eben der Name der Organisation. Wissen solltet ihr, dass wirklich jeder Mitarbeiter chinesisch spricht und die Mitarbeiter das auch untereinander ausschießlich machen. Es ist typisch asiatisch unorganisiert und Asiaten haben eben auch eine ganz eigenwillige Art englisch zu sprechen. Englisch zu sprechen. Ok? Eine ganz eigenwillige Art, ok, ganz eigenwillig. Das ist nicht für jeden etwas und für mich, außerhalb Asiens, auch sehr schwer zu ertragen.

Als Fazit in Kurzform: Hostelling International (kurz „HI“) super, New York Pass lohnt sich für Museen-Süchtlinge wie mich auf jeden Fall (aber erst vor Ort kaufen, wenn man genau weiß, wie lange man Zeit hat; mit dem Voucher musste ich auch erst in das Büro, also hätte ich dort auch direkt den Pass kaufen können), Niagara Fälle sind immer noch sehenswert, Washington verdient mehr als einen Stop am Weißen Haus und mein liebster Stadtteil ist ohne Zweifel Brooklyn.

Ich muss definitiv nochmal nach Washington: wirklich niedlich, unendlich viele INTERESSANTE Museen und viel Grün.

Philadelphia hat sicherlich auch mehr zu bieten als die Liberty Bell und die Independence Hall.

Und in New York, ja in New York, gibt es immer was zu sehen. Die Museen haben ständig neue Ausstellungen, es eröffnen neue Attraktionen und es werden ständig neue Gebäude gebaut oder alte renoviert. Das Stadtbild verändert sich ständig und trotzdem erkennt man es immer als „New York“. Wenn es sich ergibt, dass zum Beispiel ein Flug dort zwischenlandet, würde ich dort durchaus nochmal eine Woche bleiben, aber es ist jetzt erst einmal keines meiner zukünftigen Ziele.

Kleines Pech, großer Abschied

Heute ist nicht mein Tag. Ganz und gar nicht. Bin um 6:20h aufgestanden, war duschen, hab meine restlichen Sachen gepackt, mit der Mama geskypt und gefrühstückt. Bis dahin war noch alles gut. Dann bin ich in die U-Bahn gestiegen und wollte bei der 96. Straße in den Express umsteigen, der super voll war, also bin ich wieder in die nächste langsame 1 gestiegen. Dort konnte ich sitzen, aber es hat ewig gedauert. Geregnet hat es auch und genau in diesem Regen bin ich zum 9/11 Museum gelatscht und es standen schon wieder viele Leute da, aber alle mit offenem Regenschirm, also waren es nicht soooo viele, wie es aussah. Ich wollte dann ein Ticket holen, ich kann nämlich nicht einfach nur den New York Pass vorzeigen. Der muss gescannt werden, weil man in jede Attraktion nur einmal rein darf. Als ich dann nach fünf Minuten Warten im Regen dran war, hieß es, dass ich hier nicht mit dem New York Pass rein darf. Angeblich steht in meinem Heftchen, das ich dazu bekommen habe, nur, dass ich das Denkmal anschauen darf. Hallo?! Das darf jeder. Die sind öffentlich zugänglich. Sie ließ dann auch gar nicht mit sich reden. Eintritt hätte 25USD gekostet. Nein danke. Ich lass mich doch nicht verarschen. Also bin ich im Regen zurückgelatscht, in den nächsten Express gestiegen und an der 96. umgestiegen in die 1. Da hatte ich ein bisschen Glück, denn ich musste kaum warten. Irgendwie kommt die 1 heute aber eh alle vier Minuten. Wieso auch immer. Die Post habe ich dann auch sofort gefunden, hab ja noch Postkarten, die ich nach Hause schicken will und dort, wo ich sie gekauft habe, waren die Briefmarken aus. Es hieß dann, ich könnte welche in meinem Hostel kaufen. Hab mir aber schon gedacht, dass das nicht geht. Ging dann auch wirklich nicht. Ich hab mir dann welche in einem dieser kleinen Läden gekauft, war mir aber fast sicher, dass das nicht stimmt. Ich war dann also in der Post, stand in der Reihe und sah dann einen Mitarbeiter herumlaufen, also fragte ich ihn: Es fehlen 20Cent pro Postkarte. Ich könnte aber per Kreditkarte (für 40ct!!!!!!!!!!) an einem Automaten Briefmarken kaufen. Also erster Automat ausprobiert: hat nur noch große, die passen natürlich nicht mehr auf meine Postkarte. Nächster Automat: man muss mindestens fünf Briefmarken kaufen. Die wollen mich doch wirklich verarschen, oder?! Also stelle ich mich wieder für 10 Minuten in die Schlange, um an einem Schalter zwei Briefmarken für je 20Ct zu kaufen. Wehe diese Postkarten kommen nicht an!!!!!!!!!!!

Ich wartete dann einfach nur noch im Hostel. An einem Tag, an dem nichts klappt und auch noch das Wetter besch…eiden ist, sollte man einfach zu Hause bleiben. Um 13:20h kommt ja eh mein Shuttle zum Flughafen und indem ich hier bleibe, kann ich den schon einmal nicht verpassen. Zum Glück hatte mein Freund ein bisschen Zeit zu skypen und so verging die Zeit recht schnell. Umziehen musste ich mich natürlich auch noch, kann ja nicht über zehn Stunden (zum Flughafen kommen, warten, fliegen, zum Hostel kommen) in nassen Schuhen und nasser Hose herumlaufen!

Achja, noch etwas zum Beschweren: die vom Hostel sperren dein Gepäck nur kostenlos weg, wenn du ankommst, nicht, wenn du gehst. Und ein Schließfach kostet 5USD pro 24 Stunden. Ich bräuchte es nur für fünf Stunden, aber das geht nicht günstiger. Also habe ich es einfach in eine Nische neben die Schließfächer gestellt und da stand er auch noch schön brav, als ich wiederkam. Dort zog ich mich auch um, ist ja das Problem der anderen Leute, wenn sie hinsehen und es sie stört. Heute war mir echt alles egal.

Der Fahrer war dann auch tatsächlich pünktlich und ich hatte ein paar nette Leute im Bus, fast nur Deutsche, die sich für meine Reise interessierten.

Natürlich war ich ewig zu früh am Flughafen, was aber bedeutet hat, dass ich kaum warten musste bei der Gepäckaufgabe. Man muss ja anfangen, die Sachen wieder positiv zu sehen. Außerdem habe ich, was Warterei angeht, absolut mein Zeitgefühl verloren, was gut ist! Ob ich jetzt 10 Minuten oder 10 Stunden warte, fällt mir fast nicht mehr auf. Bei der Security-Kontrolle legte ich meine Jacke, meine Schuhe und meinen Laptop in eine Kiste und meinen Rucksack dahinter. Ohne, dass ich es bemerkt habe, legte ein Security-Beamter meinen Laptop in eine extra Kiste hinter meinen Rucksack. Natürlich vergaß ich ihn dann gleich Mal. Mein kleiner Rucksack wiegt ja 10kg (der große heute 23kg), da fallen die 1,5kg vom Netbook nicht mehr wirklich auf. Aber die Frau nach mir in der Reihe sah mich später und machte mich darauf aufmerksam und ich bekam ihn zurück. In der Wartezeit hole ich ihn fast immer raus, spätestens da wäre mir dann das Fehlen auch aufgefallen. Ich aß dann bei einem Griechen Gyros, das aus Hackfleisch bestand, mit Gemüse, Tzaziki und Salat. Man weiß ja nicht, wann man das angekündigte „Abendessen“ im Flugzeug bekommt und ob das gut ist und Essen gehen ist immer eine super Zeitüberbrückungsmethode: hinsetzen, auf Karte warten, aussuchen, bestellen, auf Getränk warten, auf Essen warten, bezahlen, gehen = Zeit vergangen.

Das Flugzeug hob dann erst um 19:10h ab, eine Stunde nachdem das Boarding beendet gewesen hätte sein sollen. Aber auch das störte mich weniger, wenn ich hatte einen netten Gesprächspartner: ein (angeblich) 50-jähriger Italiener, der schon in New York, London, Paris und sonst wo gelebt hat, inzwischen mit seiner Frau in Barcelona (Spanien) lebt und schon einen Tag vor ihr nach Hause fliegt, weil er geschäftlich (er ist Immobilienmakler) zu tun hat. Er vermisst seine Frau und seine 9-monatige Tochter aber sehr (er erzählte ständig von ihnen). Ich erfuhr auch, dass er früher Fotograf war und als er meine Canon EOS 600D im Rucksack sah, fragte er, ob ich denn auch fotografiere und natürlich fragte ich ihn, ob er nicht ein paar Fotos sehen wollen würde. Natürlich! Definitiv besser, als Langeweile! Und das Beste: ihm gefielen einige und er mein liebster Satz von ihm war: „Hier fängst du genau ihre Seele ein. Man hat das Gefühl, dass man mit ihr fühlt, genau weiß, was sie denkt.“ DANKE! Genau das will ich mit meinen Fotos erreichen! Ihm gefielen auch genau die Bilder am Besten, die mir auch am Besten gefallen, was mir wieder meinen „guten Geschmack“ bestätigt, den ich während meiner Reise ausgebaut habe.

Irgendwann bekamen wir dann auch zu Essen: er nahm das Hühnchen, ich den Fisch und mein Fisch sah besser aus. Andere Kleinigkeiten gibt es auch immer noch: Brötchen, Schmierkäse, Cracker, … und danach entschieden wir uns dazu, einen Film auszusuchen. Meine Kopfhörer funktionierten nicht besonders gut und ich verstand eigentlich kaum ein Wort und musste deswegen meinen englischen Film beenden und entschied mich stattdessen für Harry Potter 7.1, den habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen, weiß aber, um was es geht und dann gab es ihn sogar noch auf deutsch, also wirklich fast problemlos zu vrstehen. Müde war ich ja inzwischen auch und das trägt dann auch noch dazu bei, dass man englische Filme nicht mehr so gut versteht. Ein Stündchen schlafen war dann auch noch drin und nach dem Frühstück (ein Hühnchen-Sandwich, absolut eklig und nach dem ersten Bissen liegen gelassen) landeten wir auch schon!

Ich verabschiedete mich von meinem Italiener, der weiter nach Barcelona fliegt, allerdings erst in sechs Stunden, und wartete am Gepäckband auf meinen Rucksack. Noch bevor ich mein Gepäck erhielt, kam der Italiener wieder an: er kommt doch mit, sechs Stunden am Flughafen sitzen bringt auch nichts. Ich lief dann zur Bushaltestelle, zahlte 3,50€ und fuhr zu meinem Hostel. Der Italiener, übrigens ist sein Name Emanuel, checkte grad noch mit Hilfe seines iPads, ob er auch mit dem Bus fahren kann, aber dann fuhr der Bus schon los und ich konnte ihm nur noch winken. Wir hatten uns ja aber schon vor der Gepäckausgabe verabschiedet, deswegen war das jetzt nicht sooo schlimm, dass ich einfach davonfuhr.

Den Weg zum Hostel fand ich dann nicht ganz ohne Umwege, aber irgendwann war ich dann da. Zum Glück war es erst 8h morgens, denn Lissabon macht San Francisco Konkurrenz was Berge angeht und ich trage ja grad 33kg mit mit herum. Die im Hostel waren dann total nett und ich konnte sofort in mein Zimmer! Natürlich sind hier gerade viele Deutsch, vor allem auch Familien, immerhin sind ja Pfingsferien in der Heimat! Franzosen sind auch viele da, vielleicht haben die auch Ferien?! Super war auch, dass ich noch frühstücken durfte, obwohl man ja theoretisch erst am Morgen nach der bezahlten Nacht essen darf. Es gab Brötchen (!!!) mit Marmelade und Butter, Kellogs mit Milch und Kaffee und Tee nach Belieben. Nach einer Schüssel Kellogs und einem Brötchen war ich dann auch schon satt und wollte nur noch schlafen. Kurz skypen war dann noch drin und dann fiel ich schon in einen tiefen Schlaf. Ich flog ja letztendlich um 19h los, kam um 6h Ortszeit in Lissabon an, in New York wäre es dann 1h nachts. Klar, dass man dann müde ist. Und Lissabon soll für mich nur zum Entspannen sein, deswegen ist schlafen erlaubt, auch wenn es dem Jetlag vielleicht nicht hilfreich ist. Gute Nacht!

Gospel, Bahnhof, Sex und Aussicht

Damit man hier gleich Mal die Spannung rausnimmt: Sex-Museum!

Und los gehts:

9:30h Treffpunkt an der Trinity Church bei der Wall Street, direkt Fahrt mit der U-Bahn nach Brooklyn und von dort ging leider (!!!) eine ähnliche Führung los, wie ich sie schon vom Hostel aus hatte. Aussicht auf die Brooklyn Bridge, Erklärung der Gebäude und so weiter. Nicht wirklich spannend, aber dann gab es doch noch ein paar Infos über Gospel:

Gospel steht für „gute Nachricht“, natürlich von Gott. Gospelmusik ist also nicht zur Unterhaltung gedacht, sondern um sich spirituell auszudrücken und loszulassen, um voll in den Glauben einzutauchen.

1625 kam der erste Afrikaner nach Amerika und zwar nach New Amsterdam, das heut zu Tage New York heißt. Warum Amsterdam? Weil die Holländer hier zuerst waren. Bis 1814 war Brooklyn nur Farmland.

1730 wurden dann Sklavengesetze (Slave laws) verabschiedet, einige kenne ich schon von gestern, wie z.B. das Versammlungsverbot.

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Das ist unsere Führerin für heute. Ihr Name ist Alice, wenn ich das richtig verstanden habe und sie spricht wirklich laut und deutlich für ihre zierliche Figur und ist auch ansonsten ganz nett. Zwischendrin sang sie immer Mal wieder für uns, um uns auf Sachen hinzuweisen. Beim Gospel gibt es viele Wiederholungen oder ähnliche Phrasen. Warum? Weil diese Lieder nirgendwo aufgeschrieben und abgelesen werden konnten. Die Sklaven sangen diese Lieder auf dem Feld bei der Arbeit, um sich zu motivieren und sich daran zu erinnern, dass sie irgendwann bei Gott sind und es ihnen dort gut geht, weil es ihnen hier gerade so schlecht geht.

Ein paar mehr Infos über Brooklyn bekamen wir auch noch: hier leben 2,5 Mio. Menschen und wäre Brooklyn eine eigenständige Stadt, wäre sie die drittgrößte in den USA. Es war auch Amerikas erster Vorort und nur mit dem Boot zu erreichen, damit hier mehr Leute herziehen, musste die Bootverbindung besser werden und ein paar Jahre später, im Jahr 1814, war das möglich. Ein größeres Boot transportiert die Menschen, die in Brooklyn wohnen, nach Manhattan, damit sie dort arbeiten können.

Natürlich wissen diese Führer auch immer, dass „in ihrer Gegend“ ein paar Berühmtheiten wohnen (oder gewohnt haben oder überlegt haben hierher zu ziehen oder Mal gesagt haben, dass es hier schön ist und daraus gefolgert wurde, dass sie gerne hier wohnen würden, …): Bob Dylan zum Beispiel.

Wir hielten dann hier an der Plymouth Church, einer Kirche, die 1847 gebaut wurde.

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Diese Statue zeigt Henry Ward Bleecher, den verstorbenen Prediger in dieser Kirche. Er wuchs mit einigen Geschwistern unter einem sehr strengen Vater auf: ebenfalls Prediger. Allerdings gingen beide die Sache komplett unterschiedlich an. Henry’s Vater predigte von dem Gott, der alles sieht und alles bestraft. Man macht also jeden Tag nur Fehler und schmort dann dafür in der Hölle. Henry und seine Geschwister waren sich damals sicher, dass sie nur in die Hölle kommen können. Aber dann interpretierte Henry die Bibel für sich neu und erzählte den Menschen von einem Gott, der vergibt. Er sieht auch alles, aber wenn man sich für seine Fehler schämt und entschuldigt, werden sie vergeben.

Dieser liebende Gott zog unheimlich viele Menschen in seine Kirche und durch den positiven Zuspruch, den er von allen bekam, verlor Henry auch bald seine Angst, zu sprechen, die er seit Kindheit an hatte. Was natürlich kein Wunder ist, mit diesem Vater. Hier entstand dann auch der Gospel of Love, Gospel der Liebe.

Levi Coffin’s Haus war zu jener Zeit als der „Grand Central der Underground Railraod“ bekannt und als Buchempfehlung bekamen wir Henriette Bleechers „Uncle Tom’s Cabin“. Henriette war eine der Schwestern Henry’s.

Unsere Gruppe bestand übrigens aus fast 40 Leuten und letztendlich war ich von der Führung an sich enttäuscht, das Meiste hatte ich ja schon gehört, als ich gestern auf der Sklaven-Führung und am zweiten Tag in New York bei der Brooklyn-Führung teilnahm. Diese Tour heißt ja auch „Gospel“ und nicht „Alles, was die Caro schon über New York weiß“.

Zum Gospel kamen wir ja letztendlich doch noch und zwar in Kombination mit einer Art Gottesdienst. „Einer Art …“ weil es wirklich so ganz anders war, als wir es aus Deutschland kennen. Aber dazu später mehr. Der Gospelchor singt am Anfang, am Ende und auch zwischendrin. Wolltest du also nur Mal ein bisschen Gospel hören, könntest du nach den ersten Minuten wieder gehen, das gehört sich aber nicht in einer Kirche. Deswegen hatten wir die Wahl zwischen: Gottesdienst und Chor in live, aber für zwei Stunden oder Übertragung auf einem Bildschirm im Nebengebäude und dafür kann man gehen, wann man will. Ich wusste ja schon aus vielen Filmen, dass die Kirche in Amerika nicht mit der Kirche in Deutschland zu vergleichen ist und weil ich ja schon auch gläubig bin und sowieso interessiert an allem Möglichen UND ich ja bei der Tour mitgemacht habe, um einen Chor live zu sehen und eben nicht auf einem Bildschirm, entschied ich mich für Variante 1: zwei Stunden mit Gottesdienst. Und das war auch gut so!

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So sah es dann in der „Kirche“ aus. Ich hatte mal wieder einen super Platz, weil ich nur alleine war: erste Reihe auf der Tribüne. Fotos machen durfte man während dem Gottesdienst nicht mehr, aber das waren ja nur die Vorbereitungen.

Jetzt aber zu der Erklärung, inwiefern dieser Gottesdienst anders ist/war: die Kirche ist voll (an einem gewöhnlichen Tag), alle singen mit, es werden die Arme beinahe ekstatisch in die Luft gestreckt, es wird dem Prediger immer wieder lauthals zugestimmt und alle schienen fröhlich. In unseren Gottesdienste sind einige versunken in ihren Gedanken, nicht wirklich bei der Sache. Das gibts hier nicht. Hier wird jedes einzelne Wort aufgesogen und die ersten Minuten ließ ich mich beinah mitreißen, bis ich mich zurücklehnte und in die Rolle des Beobachters fiel. Wenn ich jemals den „Gottesdienst“ einer Sekte hätte beschreiben müssen: genau so hätte er ausgesehen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das übertriebene (ist es überhaupt übertrieben?!) Beten, Singen und Lobpreisen gut oder schlecht finden soll. Diese Menschen geben sich Gott wirklich hin. Das ist nur einfach nicht die Art, mit der ich als verschlossene Deutsche zurechtkomme. Ich dachte, es geht mehr um das Singen, dass man dort wirklich voll dabei ist und die Texte ernst nimmt, aber die Worte des Priesters lösten die gleichen Reaktionen aus: Menschen sprangen auf, schrien „YES“ („JA“) und jubelten, bedankten sich beim Priester und verlangten seinen Segen ein. Wenn man nicht wüsste, dass es so in die Richtung geht, wenn Amis Gottesdienst feiern, würde man sagen, die Leute hier haben alle Drogen genommen. Ein konvertierter muslimischer Pfarrer betete dann auch noch für alle: auf arabisch. Ich meine, keiner wusste so genau, was er da sagte, aber alle Worte schienen direkt aus seinem Herzen zu kommen.

Auf diesem Bildschirm wurde auch immer wieder Werbung gemacht, natürlich nur für kirchliche Zwecke, wie z.B. den Frauenabend oder die Kinderkrippe und die Seelsorger.

Ich fand es wirklich interessant, aber das Gefühl in der Kirche gewesen zu sein hatte ich danach auf jeden Fall nicht.

Ich machte mich dann mit meinen durcheinandergeworfenen Ideen von „Kirche“ und „Gottesdienst“ auf den Weg zum Grand Central. Hier könnte ich mit dem Audioguide eine Führung machen, aber zwei Stunden durch die Gegend laufen und hören wann welcher Teil gebaut und umgebaut und abgerissen wurde und was für tolle Filme hier schon gedreht wurden – nein, lieber nicht. Das sollte ja heute nicht das Letzte sein, das ich mir anschaue und deswegen knipste ich ein paar Fotos:

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Und kaufte mir einen iPod Shuffle in grün für 50USD beim Apple Store, der direkt hier oben ist, von wo aus ich die letzten Bilder gemacht habe. Ich habe schon länger überlegt, ob ich mir einen zulege oder nicht und jetzt: hab ich’s eben getan. Vorteile des iPod Shuffel: er ist klein, man kann ihn an seine Klediung knipsen und er ist leicht. Nachteil: er hat keinen Bildschirm, an dem die Liedtitel und Interpreten angezeigt werden, was zu einem neuen Vorteil führt: er braucht weniger Strom, d.h. der Akku hält länger. Mein Plan für zu Hause sieht ja immer noch, neben „Studium“ und „Geld verdienen, um wieder reisen zu können“ das Thema „Sport“ vor und genau dafür ist er perfekt, weil man ihn durch den Knipser nicht verlieren kann.

Genug vom iPod Shuffle, weiter im Programm: Es ging in DAS Museum of Sex

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Allerdings wurde auch hier, wie im Arts and Design Museum, umgebaut, was bedeutet, ich war schnell wieder draußen. Es gab eine Etage über eine bestimmte Dame, deren „Deep Throat“ sie in der Porno-Welt berühmt machte.

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Nicht alle Bilder waren so un-auszüglich wie dieses hier. Im Gegensatz zu den anderen wäre das das Outfit, mit dem sie in die Kirche geht. Irritierend war vor allem, dass auf einer Wand ein Porno von ihr und ihrem Throut (Hals) lief. Natürlich ohne verpixelte Stellen, also alles super zu sehen. Selbstverständlich war das Museum erst ab 18 zugänglich, allerdings wurde mein Ausweis gar nicht kontrolliert, obwohl ich ihn sonst immer vorzeigen muss. Vielleicht dachte er, weil ich ihn schon in der Hand halte, wäre ich bestimmt gewillt ihn ihm zu geben und somit sicherlich 18 Jahre alt oder älter. Naja, mir egal.

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Das ist übrigens Kunst! Sexuelle Kunst, aber Kunst! Übrigens zum Ausprobieren (das Fahrrad!).

Die zweite Etage befasste sich dann mit dem Sex in der Tierwelt. Forscher fanden da Einiges heraus, das in Biobüchern (selbstverständlich?) verschwiegen wird: auch Tiere haben Gruppen-, Oral- und Gleichgeschlechtlichen Sex. Außerdem befriedigen sie sich auch selbst und manche Rassen haben Sex auch nur zum Spaß, was ich bisher nur von Delfinen kannte. Natürlich kann man sich fragen: woher will man das denn wissen, ob ihnen das Spaß macht? Aber es gibt ja Menschen, die sich ein Leben lang nur mit einer Tierart befasst haben und zum Beispiel bei der Gabe von Futter, die offensichtlich Freude auslöst, die Verhaltensweisen wiedererkennen können.

Ich hatte nicht erwartet in diesem Museum Tiere zu finden. Ich dachte es geht um verschiedene Vorlieben, Sexspielzeug und wie sich das alles weiterentwickelt hat oder die Geschichte des Pornos. Vielleicht findet man dazu mehr in den Abteilungen, die zur Zeit umgebaut werden. Trotzdem war ich auch hier froh, nur indirekt für den Eintritt bezahlt zu haben. Im Souvenirshop, der zum Museum gehört, konnte man dann tatsächlich Spielzeug für Erwachsene kaufen und bekam auf Wunsch sogar eine Beratung. Das wäre ja etwas, das ich niemals machen könnte. Menschen erklären, wie ein Dildo funktioniert oder was für Stellen er besonders reizt etc. In so einem Moment weiß ich wieder, warum ich studiere (und später Sexualunterricht geben muss?!).

Ich machte mich dann auf den Weg in mein Hostel, weil ich Mal wieder platt war. Ich wollte heute Abend noch auf den Top of the Rock um den Sonnenuntergang und die beleuchtete Stadt zu sehen und musste dafür 1. mein Objektiv holen (das, wie ich später herausfand dort oben nicht verwendet werden darf) und 2. dauerte es noch eine ganze Weile bis zum Sonnenuntergang und die Zeit kann ich gut im Bett liegend verbringen. Ich aß also etwas und machte mich kurz danach schon wieder auf den Weg. Wirklich Lust hatte ich nicht, aber das war ja die letzte Möglichkeit.

Ich stieg dann an der richtigen Haltestelle aus, fand aber partout kein Schild, das mir sagte, wohin ich zu gehen hatte und stand eigentlich genau an der Stelle, die auf meinem Plan eingezeichnet war. Ich fragte also Polizisten und erst dachte ich, sie kennen den Weg selbst nicht, aber dann machten sie mich auf die Tony Awards aufmerksam, die heute stattfanden:

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Und überlegten, ob ich dann überhaupt hoch dürfe. Während ich dann den erklärten Weg lief, überlegte ich mir schon eine Beschwerde-Rede, dass ich ja für den Pass gezahlt habe, das inklusive ist und ich deswegen da auch hoch will – oder natürlich eine Entschädigung verlange. Aber ich durfte hoch zum

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Sonnenuntergänge habe ich auch schon schönere gesehen:

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Und nachdem ich eine Weile gewartet hatte …

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… gingen langsam aber sicher ein paar Lichter an:

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Bis es richtig dunkel wurde wollte ich dann einfach nicht mehr warten. Ich war müde, musste morgen nach Lissabon fliegen und wollte vormittags nochmal zum 9/11 Museum schauen, weil mich das ja eigentlich schon interessiert. Also: ab nach Hause für die letzte Nacht in New York. Packen musste ich ja auch noch.

PS: Mein Rucksack war noch nie so voll!

Underground Railroad und Arts and Design Museum

Um 14h beginnt die Führung über die Sklaven und die Underground Railroad, dazu später mehr. Davor wollte ich noch in das 9/11 Museum, also das Museum, das die Ereignisse des 11. Septembers beleuchtet. Allerdings standen dort so unendlich viele Menschen davor

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und ich hatte nur noch eine Stunde Zeit, bevor ich zum Treffpunkt musste, dass ich mich dagegen entschied und stattdessen Essen ging. Ich dachte, ich gönne mir nochmal eine gemischte Platte mit Wings, Mozarellasticks und Hühnchenstücken,

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aber die war so ganz und gar nicht gut. Die Wings und die Soßen waren so eklig, dass ich nach dem ersten Biss keine mehr essen konnte und als die Bedienung das sah, änderte sie die Rechnung ab. Leider war auch der Rest nicht wirklich gut, also definitiv das schlechteste Essen, aber die netteste Bedienung. Interessant war hier, dass der Besitzer mit einigen Mitarbeitern ständig vor dem Fernseher hing und ich mich schon fragte, wo ich denn hier gelandet bin, bis ich sah, dass der Besitzer selbst nicht nur vor, sondern auch im Fernseh zu sehen war. Eine Art Dokumentation über seinen Laden. Alles war total zerstört (sah nach Wasserschaden aus) und einige Männer kamen, um alles rauszureißen und neu einzurichten. Vielleicht war das sogar vom 11. September, bin ja nicht weit weg von dem ehemaligen Standort der Zwillingstürme.

Die Tour war dann insgesamt ziemlich interessant.

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Einige Infos hatte ich schon aus einem Kurs an der Uni und deswegen kam ich ganz gut mit, obwohl der Guide ziemlich schnelles Englisch sprach und ich die einzige Nicht-Muttersprachlerin zu sein schien. Einige Kinder bzw. Jugendliche waren auch dabei und stellten überraschend viele Fragen. Witzig war, dass zwei der Kinder immer mit ihrem Vater abklatschten, wenn sie eine „gute“ Frage gestellt hatten.

Was ist denn überhaupt die Underground Railroad? Keine Railroad auf jeden Fall, also keine Schienen oder Ähnliches. Es geht um die Zeit, in der noch Sklaven gehalten werden „durften“, also es gesetzlich noch nicht verboten war. Zum Glück gab es schon damals ein paar Leute, die das in Frage stellten und Sklaven halfen, aus ihrer Gefangenschaft zu fliehen. Diese Sklavenhaltung war eine der schlimmsten, die es je gab, weil dunkelhäutige Menschen nichts getan haben. Sie haben keine Straftat begangen, wegen der sie bestraft werden „müssen“. Außerdem waren die Kinder, die sie bekommen haben auch automatisch Sklaven und weil sie natürlich kein Geld bekommen haben, hatten sie auch nicht die Chance zu sparen und sich freizukaufen. Die Umstände unter denen man nach Amerika gebracht wurde waren auch schon menschenunwürdig. Gerade leben sie noch friedlich in Afrika und im nächsten Moment kommen Menschen, die ihre Dörfer niederbrennen und Kinder, Kranke und Schwache umbringen, um nur die gesunden und kräftigen nach Amerika zu schiffen. Zusammengepfercht und ohne Tageslicht und kaum Essen oder Trinken verbrachten sie Wochen auf den Ozeanen der Welt und am Ziel angekommen gab es nichts zu freuen, denn sie wurden auf Bühnen präsentiert. Nackt, damit die zukünftigen Besitzer sie inspizieren konnten wie Vieh auf dem Viehmarkt. Einfach schrecklich, wenn man sich das vorstellt. Nochmal zu der Railroad: einige Häuser waren Anlaufpunkte für die befreiten Sklaven. Hier konnten sie sich kurz verstecken, bevor sie weiter nach Kanada flohen, denn dort gab es schon Gesetze gegen Sklaverei. Es gibt also wie beim Zug verschiedene Stationen und damit man in der Öffentlichkeit nicht gleich eingesperrt wurde, weil man von „Flucht“ und „Befreiung“ sprach, gab es praktisch das Codewort „Underground Railroad“.

Natürlich vermuteten die Besitzer schon, dass das nicht allen passt und wollten deswegen mit Gesetzen einen Aufstand verhindern. Und das funktioniert gut, wenn es das Gesetz gibt, dass sich nie mehr als zwei Sklaven unterhalten dürfen. Allerdings gab es einen Ort, an dem es unmöglich war, nur zu zweit zu stehen und es deswegen erlaubt wurde: am Brunnen. Hier mussten die Sklaven morgens Wasser zum Waschen und Kochen holen und konnten Fluchtpläne schmieden, Informationen austauschen.

Am Ende der Tour gingen wir noch in ein Museum oder eine Ausstellung genau über dieses Thema.

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War etwas seltsam, weil man theoretisch auch alles in dem Museum erfahren hätte können. Außerdem wurden wir davor kontrolliert wie am Flughafen, mit Jacke und Schuhe ausziehen, Rucksack scannen etc. Naja, ging bei allen gut. Ganz am Ende waren wir dann noch an einem Denkmal direkt hinter dem Museum:

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Nebendran ging es ein paar Stufen nach unten und dann stand man in einem runden Loch, mit Fliesen an den Wänden, auf denen verschiedene religiöse Symbole abgebildet waren, unter anderem auch das christliche Kreuz. Natürlich mit der Bedeutung, dass es egal ist, welcher Religion du angehörst, dass du das Recht hast, das selbst zu entscheiden etc. Wenn man in der Mitte steht, werfen die Wände deine Stimme zu dir zurück und das soll dich dazu bringen, dich mit deinen eigenen Worten auseinanderzusetzen, dass andere Menschen deine Worte hören und sie sie verletzen können. Ziemlich tiefsinnig und wirklich wahr, wie ich finde. Worte sind schnell gesagt und können nie zurückgenommen werden. Also – liebe Leser – wählt eure Worte weise! Was nicht nur bedeuten soll, dass ihr schlechte Worte weglasst, sondern auch gute Worte verwendet! „Danke“ und „Ich liebe dich“ sagt wahrscheinlich jeder Mensch zu selten.

Nach diesem geschichtlichen und gesellschaftlichen Teil des Tages begab ich mich dann zum Arts and Design Museum – praktisch eine „moderne“ Abwechslung. Auch dieses Museum war natürlich im New York Pass enthalten. Übrigens kostet ein Museum im Schnitt 20-25USD Eintritt, nur damit ihr wisst, ob sich für euch ein New York Pass lohnen würde. Es sind eben auch Touren dabei, wie diese heutige, die ohne den Pass 35USD kosten würde und diesen Pass gibt es auch für weniger Tage und kostet dann natürlich auch weniger. Ich habe meinen für sieben Tage gebucht und zahlte 170€. Sowas muss man aber definitiv nicht von Deutschland aus buchen, würde ich auch nicht mehr machen. Dadurch, dass dann Alex und Anna hier waren und ich das natürlich ausnutzen wollte, hatte ich meinen 7-Tage-Pass nur noch für 5-Tage zur Verfügung. Hätte ich ihn hier erst gekauft, hätte ich wahrscheinlich den 4-Tages-Pass genommen und eben weniger gezahlt. Ein Bus-Hop on-Hop off-Ticket würde ich auch nie wieder schon in Deutschland kaufen. Wenn du in einer Stadt ankommst, merkst du, ob du Lust hast Bus zu fahren oder ob du dir lieber Mal ein Fahrrad leihst etc. Und solche Tickets sind nie ausgebucht, die bekommt man immer. Und natürlich erhält auch immer das Reisebüro einen Teil von dem bezahlten Geld, d.h. wenn man so etwas vor Ort bucht, ist es meistens günstiger oder schlimmsten Falls gleich teuer.

Das hier findet man dann also im Arts and Design Museum:

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Letzteres sieht aus wie ein Tuch, aber wie kann dann die Schüssel „schweben“? In Wahrheit ist das „Tuch“ aus Porzellan.

Folgendes Bild hat auch eine interessante Geschichte:

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Dieser Iraner kam nach Amerika und ließ sich eine Kamera implantieren, also diese Kamera, die ihr da seht, ist fest am Kopf und hat ein Jahr lang jede Minute ein Foto gemacht und was man im Hintergrund sieht, sind die „schönsten“ oder „witzigsten“ oder „besondersten“. Witzige Idee, ich verstehe nur nicht, warum man sie dazu implantieren muss… Diese Geschichte war für mich nicht neu. Ich habe von diesem Mann schon in Deutschland gehört, aber es ist cool, das jetzt in einem Museum zu sehen.

Auch interessant ist dieser rote Hund aus Leder, dessen Beine nicht vorhanden sind:

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An diesem interessanten Stück wäre ich fast vorbeigelaufen, weil außenherum so viele andere interessante Sachen waren. Auf dem Schild daneben wird erklärt, dass die Künstlerin damit auf die Tierversuche und -misshandlungen hinweisen will und darauf aufmerksam machen will, dass man damit aufhören muss. Wie schon öfter erwähnt: Kunst transportiert. Ist nicht „nur“ ein Hund ohne Beine aus rotem Leder.

Im Souvenirshop habe ich mich auch noch umgesehen, aber das Einzige, das ich mir hätte leisten können, wäre ein Radiergummi gewesen.

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Ich weiß nicht, ob ihr das Preisschild lesen könnt, aber da steht nicht 27,50USD, sondern 2750,00USD. Tja, ist eben „Kunst“. Eine deutsche Künstlerin gabs auch noch:

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Natürlich darf man eigentlich keine Fotos im Souvenirladen machen, aber wenn da keine Schilder stehen, kann man ja Mal auf blond, äh blöd, machen. Löschen muss man nämlich meistens nicht – so wie in diesem Fall.

Heute habe ich erkannt, dass das mit den ganzen Museen nichts mehr wird. Aber warum sollte ich mir auch so einen Stress machen? Das Guggenheim und das Met sind bestimmt toll, aber ich kann einfach nicht mehr laufen. Ich bräuchte eigentlich jetzt Lissabon zum Entspannen und dann nochmal eine Woche New York. Aber so geht das eben nicht und ich will auch nicht nur in ein Museum um sagen zu können, dass ich da war, wenn ich eigentlich nur durchrenne, um schnell ins nächste zu kommen. Im MoMA habe ich mir Zeit gelassen und im Arts und Design heute waren nur zwei Stockwerke anzusehen, die anderen wegen Umbau geschlossen. Das reicht dann auch. Morgen habe ich um 9:30h eine Gospelführung, auf die ich mich wirklich freue! Wenn das mit dem Musical in NY schon nicht klappt, will ich zumindest einen Gospelchor hören! Warum das mit dem Musical nichts wird? Weil ich abends einfach zu platt bin. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, ab 18h keinen Schritt mehr laufen, egal zu welcher Uhrzeit ich in der früh losgehe. Ich bin wirklich an der Grenze meiner körperlichen Leistungsfähigkeit angekommen. Ich hätte nie gedacht, dass ich wirklich einfach nicht mehr kann, aber genau so ist es grad. Ich kann nicht mehr. Und deswegen mache ich auch nicht mehr. Es zwingt mich keiner dazu, außer mein eigener Ehrgeiz noch möglichst viel zu sehen, aber der wird eben gerade limitiert von der Kraft in meinen Beinen.

Morgen ist schon der letzte ganze Tag in New York. Ich kann euch sagen, ich freu mich auf Lissabon! Unheimlich! Endlich wieder „europäische“ Sitten, europäische Preise, den Euro (ihr wisst gar nicht, wie gut ihr es habt: Münzgrößen geben Sinn, Scheine haben unterschiedliche Farben, es gibt keinen 1€-Schein, es gibt sogar 2€-Münzen, …) und wieder etwas näher am wirklichen „Zuhause“.

MoMA und American Museum of Natural History

Der Tag begann mit einem Besuch beim Kameraladen. Denn heute wollte ich Fotos machen! Ich war um kurz vor neun da, eigentlich machen sie erst um neun Uhr auf, aber es war schon gerammelt voll. Echt Wahnsinn, als gäbe es keinen anderen Laden in New York, in dem man Elektronikartikel kaufen kann. Ich ging als zum Canon-Bereich und ein älterer Herr nahm sich meiner an, beziehungsweise meiner Kamera. Er kannte das Problem noch nicht und glaubte zuerst, es läge nur daran, dass der Akku leer war. So etwas nervt mich ja schon tierisch. Als wäre ich zu doof, den Akku zu wechseln. Er suchte dann einen seiner Akkus, der sicher geht, weil er an den Strom angeschlossen ist. Und meine Kamera tat nichts. Dann holte ich meine Akkus, die ich im Rucksack hatte, den ich am Eingang abgeben musste und sie funktionierte immer noch nicht. Nach mehreren Akkuwechseln machte sie ein Bild. Dann Mal drei, dann fünf, dann zehn und irgendwann hörte sie nicht mehr auf, Fotos zu machen. Der Mann kam dann darauf, dass der Akku leicht verbogen war, was eventuell mit der Feuchtigkeit auf der Maid of the Mist zusammenhängen könnte und es wohl daran lag. Ich dachte erst, dass deswegen alle Akkus schlechter funktionieren, bis mir einfiel, dass ich nur den Akku dabei hatte, der auch in der Kamera war. Das kann also nicht die endgültige Lösung sein. Der eine Akku kann ja wohl die anderen nicht im Nachhinein „anstecken“.Ich war aber erst einmal heilfroh, dass sie wieder ging, habe nämlich schon damit gerechnet eine gebrauchte kaufen zu müssen, wobei ich mindestens 200USD losgeworden wäre.

Mit funktionierender Kamera ging es dann ins MoMA. Das steht übrigens für Museum of Modern Art, was übersetzt heißt: Museum der Modernen Kunst. „Modern“ ist allerdings ein Begriff, der weit dehnbar ist. An der Uni studiere ich in Germanistik einen Teilbereich, der sich „Neuere deutsche Literatur“ nennt und mit „neuerer Literatur“ die Literatur seit dem Mittelalter meint.

Ich habe mich, wie geplant, für einen Audioguide entschieden. Wirklich ein klasse Teil:

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Erstens ist es kein normaler Audioguide, wie man ihn kennt, sondern ein iPod mit Internetzugriff. Das bedeutet, ich kann damit zum Beispiel Fotos machen und per Mail verschicken. Aber er hat auch die „normale“ Funktion, dass er mir mit Hilfe einer Nummer, die auf dem Infoschild neben jedem Bild zu finden ist, etwas über das entsprechende Gemälde mitteilt. Am meisten beeindruckt hat mich das Kommentar zu diesem Bild:

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Der Künstler sagt, er will sich nicht damit beschäftigen, ein Motiv zu finden, sondern lieber mit der Art der Umsetzung. Er nimmt als die amerikanische Flagge, die jeder kennt als Motiv und malt sie nicht einfach nur ab, sondern malt über Zeitungspapierstücke. Was das allerdings zu bedeuten hat wird nicht verraten. Manche Dinge soll man sich dann doch noch selbst zusammenreimen.

Die folgenden Werke sind entweder berühmt oder gefallen mir oder beides:

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Nach dem MoMA ging es zum American Museum of Natural History. Das Museum mit dem längsten Titel in New York und eines der größten. Hätte ich nicht schon so viele Bilder gesehen und wäre schon so viel gelaufen,

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(das sind die neuen Schuhe von gestern!)

wäre ich definitiv interessierter an die ganze Sache herangegangen, aber ich bin einfach des Laufens müde und das ist in so einem großen, weitläufigen Museum natürlich schlecht.

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Man hätte zu jedem Reh- oder Hirschtier etwas lesen können – nee, heute nicht mehr. Interessant war, dass alle Tiere in Lebensgröße ausgestellt waren (was damit zusammenhängt, dass sie ausgestopft sind; außer der Blauwal). Die Souvenirshops waren hier auch eher Spielzeugläden und für alle „spannenderen“ Ausstellungsbereiche hätte man extra zahlen müssen, weil in dem New York Pass nur die ständigen Ausstellungsbereiche integriert sind. Am schönsten war dann der Schmuck- und Edelsteinbereich, das sieht man nicht in jedem Museum. Ansonsten bestand es aus den Bereichen: Asien, Afrika, Europa, Ozeanien und Amerika. Jeder Kontinent hatte also einen Teil des Museums für sich allein. Hier waren dann typische Menschen, typische Kleidung, typische Werkzeuge, … etc. zu sehen. Aber da ich ja schon fast überall war, war das für mich jetzt ehrlich gesagt weniger spannend.

Um 17:45h macht das Museum dann zu und zur richtigen U-Bahn-Station lief ich zehn Minuten. Ich hätte noch in das International Museum of Photography gekonnt, musste aber inzwischen schon oft feststellen, dass Fotos und Fotos etwas ganz anderes sind. Ich mache „schöne“ Fotos, die nichts oder nicht viel aussagen müssen und die Fotos, die man in Museen wie diesem findet, sagen meistens etwas aus. Man muss sich also mit ihnen beschäftigen, sie hinterfragen und dazu weiß ich (noch) zu wenig! Deswegen verstehe ich auch (noch) viele gemalte Kunstwerke nicht. Ich will mich damit definitiv näher beschäftigen, weiß aber nicht, ob ich das noch in diesem Leben unterbringe. Da fällt mir noch etwas von gestern ein: bevor man in die Körperwelten-Ausstellung durfte, sollte man sich ein kleines Video ansehen. Ich dachte, darin wird es darum gehen, wie die Körper präpariert werden und dass die Körper freiwillig zur Verfügung gestellt wurden etc., aber es war ein Video zu unserer Zeit: früher gab es weniger Möglichkeiten die eigene Zeit zu verbringen, deswegen hatte man noch Zeit ein Buch zu lesen oder spazieren zu gehen. Heute muss man sich die Zeit nehmen. Heute liest man während man spazierengeht oder geht gleich Joggen, weil man damit „rausgehen“ und „Sport machen“ gleichzeitig abhaken kann. Am Besten hört man währenddessen noch die Rede eines Politikers oder eigene Notizen, die man aufgenommen hat. Man hat also durch die zahlreichen Möglichkeiten der heutigen Zeit, mehr Hektik. Denn scheinbar alle schaffen mehr, machen mehr. Man muss, um mithalten zu können, Sprachen lernen, Instrumente spielen, Filme gesehen haben, Lieder kennen, an Orten gewesen sein, für seine Familie kochen, mit den Kindern auf den Spielplatz gehen, wichtige Literatur gelesen haben und so weiter. Außerdem gibt es Hilfsmittel, durch die wir Sachen schneller erledigen können und dadurch noch mehr Zeit für diese vielen Möglichkeiten haben. Die Quintessenz war dann: das alles wirkt sich auf unseren Körper aus und um den ging es ja in der Ausstellung.

Ich entschied mich also, nicht alles sehen zu müssen, was in diesem Fall bedeutet: das Fotografie-Museum, und ging „heim“ ins Bett.