Eine Odyssee

Ich nehme der Spannungsmaus mal gleich den hohen Rücken (für die Nicht-Spannungsmaus-Generation: ich will euch nicht zu sehr auf die Folter spannen), indem ich sage: Es ist alles mehr als gut ausgegangen!

Am Morgen stand erst einmal eine Runde Skypen an, dann wollte ich mit meiner lieben Katja frühstücken gehen, aber weil sie kein Glück mit einem Zimmerkameraden hatte (so dick, dass er die Leiter nicht hochkommt, so besoffen, dass er schnarcht und stinkt) ist sie mit den anderen zweien, die dank ihm auch nicht schlafen konnten, schon frühstücken gewesen. Hatte aber eh nicht viel Hunger und deswegen war das alles bestens und das Skypen hat sich eh länger gezogen. Auf jeden Fall wurde dann mein Plan vom Kunstmuseum wieder einmal über den Haufen geworfen (ich sehe es schon kommen – ich war am Ende der Reise in gar keinem Museum!), weil auch Katjas Segeltörn auf Grund des schlechten Wetters abgesagt wurde. Wir haben uns dann einfach nur unterhalten und um 12:30h bin ich dann mit dem Airportbus zum Flughafen gefahren, weil es auf jeden Fall günstiger ist, von dort ein Taxi zu nehmen, wie wenn ich direkt am Hostel in ein Taxi steige und außerdem wollte ich den Busfahrer fragen, ob er mich einfach eher rauslassen kann, aber das geht nicht. Nach den Stops in der Stadt wird nur noch am Flughafen gehalten. Allerdings konnte er mir sagen, dass ich von dort den Bus 380 nehmen könnte. Das habe ich auch gemacht, nach einer halben Stunde warten und einer neuen Bekanntschaft: Nisha (75, sieht aus wie 60, aus Fiji, „wusste“ dass ich Lehrerin werde, dachte aber ich wäre aus Amerika, warnte mich vor den Fiji-Männern (stehen auf Blondinen), beschwerte sich darüber, dass sie immer ihren Ausweis zeigen muss, wenn es um Rentner-Rabatte geht, weil jeder sie jünger schätzt 😀 Das Problem hätten doch gern mehrere oder?). Auf jeden Fall stieg ich dann zwei Stationen weiter und nur 1,90NZD ärmer aus dem Bus aus und war bei Hausnummer 60 in der richtigen Straße. Dummerweise musste ich zu Hausnummer 197. Und jetzt hatte ich ja mein komplettes Gepäck dabei, also bestimmt 30kg (der große hatte am Flughafen 24kg und in meinem kleinen sind ja Kamera und Netbook). Ich schätze den Weg, den ich zurücklegen musste, mal auf 1,5km. Ich war auf jeden Fall total fertig als ich da war. Als ich nämlich im Internet geschaut habe, war direkt neben dem Camper-Verleih eine Bushaltestelle und ich war mir natürlich sicher, dass das diese wäre, war aber nicht so. Ein bisschen laufen schadet aber auch nicht. Nach 15 Minuten warten kam ich dann auch dran und bekam die Info: Du bist hier falsch, Schätzchen. Das mit dem Schätzchen haben die hier so, das sagt jeder zu jedem und heißt gar nichts. Auf jeden Fall war ich wirklich falsch und erkläre euch wieso: Mein Voucher sagte „Escape Camper“ (was ich für den Namen/das Modell des Campers hielt), Abholung an der Adresse unten. Die Adresse unten war die, bei der ich jetzt war. Bei Happy Camper. Die Frau von Happy Camper drehte den Voucher dann um und dann stand da „Escape Camper“, also der Verleih. Natürlich eine andere Adresse. Ich war da kurz mit den Nerven so fertig! Jetzt bin ich zum Flughafen gefahren und habe mein Gepäck 1,5km durch die Gegend getragen, um zu erfahren, dass ich falsch bin! Sie rief dann beim richtigen Verleih an und meinte, sie ruft mir ein Taxi, weil wenn ich den Camper zu spät abhole (war inzwischen 15h, zum Flughafen fahren, warten, Bus fahren, laufen zieht sich eben), müsste ich eine Strafgebühr zahlen. Also 35NZD für das Taxi bezahlt. Den Camper angesehen, viele Blätter unterschrieben und dann festgestellt, dass mir ein Automatik-Camper bestellt wurde. Ich wollte Gänge haben und weil ich davor schon herausgefunden hab, dass ich nur von 9 bis 14h den Camper wieder abgeben kann und das nicht so optimal mit meiner Abflugzeit passt (wie ich dachte, was sich jetzt als falsch herausgestellt hat), war ich schon etwas genervt und als dann das noch mit Automatik statt Gänge kam, realisierte er dann, dass ich mich gleich beschwere oder einfach rausrenne und deswegen habe ich dann einen anderen Camper bekommen, bei dem ich schalten darf. Leider sind die Gänge genau wie in Deutschland, also oben links der erste usw. Ich habe gehofft, dass ich den ersten zu mir hinschalte, wie in Deutschland. Aber daran hat man sich schnell gewöhnt. Ich hatte dann also statt dem Blümchen-Van einen mit zwei Monstern drauf. Die sind hier ja alle angesprayt, eben richtig coole Teile!

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Leider habe ich keinen Kühlschrank, sondern nur eine Kühlbox, die nicht so super kühlt. Eine Wassertank, bei dem ich pumpen kann und dann kommt aus einem Wasserhahn Wasser in ein kleines Spülbecken.

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(das Foto wurde nach dem Einkaufen aufgenommen)

Meine ersten paar unsicheren Meter führten zu dem Supermarkt um die Ecke. Riesig! Zum Glück auch ein großer Parkplatz, aber ich kam erstaunlich schnell mit diesem Schiff zurecht. Man braucht schon Mal ein paar Sekunden, zu realisieren, dass man auf der falschen Seite sitzt, weil man auf der falschen Seite fährt und dass man anders schalten muss (Kupplung, Bremse und Gas sind gleich), dass man links leichter abbiegt, als rechts und so, aber es geht! Wirklich! Ich bin ja davor schon zwei Monate kein Auto mehr gefahren und hatte nur Linksverkehr in Thailand, Indien, Australien und Neuseeland. Ich habe den Camper auf jeden Fall ordentlich bestückt: Äpfel, Bananen, Salat, Tomaten, Toast, Schoki, Eier, Jogurt, Wurst, Käse, Baguette, Oliven, Milch, Kellogs (weil mir die hier definitiv keiner klaut), O-Saft und Wasser für 112NZD, 70€. Dadurch, dass ich keine Ahnung hatte, wohin der Taxifahrer gefahren ist, wusste ich auch nicht genau, wie ich nach Süden komme, was ich mir ja bis dahin überlegt hatte. Also den Süden der Nordinsel nur. Denn von Auckland aus ist es weiter in den Süden und von den Prospekten, die ich bis dahin schon überall eingesammelt habe, gibt es mehr Sachen, die mich interessieren, südlich von Auckland. Allerdings habe ich bestimmt eine Stunde lang kein Schild gefunden, das den Highway nach Süden kennzeichnet. Aber diese Stunde hat gut getan, ich war mir danach wirklich sehr sicher beim Fahren und in der Stadt kommt man nicht aus Versehen auf die falsche Spur, weil ja überall Autos fahren, denen du folgen kannst.

Irgendwann war ich dann endlich auf der richtigen Straße, einer Art Autobahn, aber man darf hier nirgendwo schneller als 100km/h fahren (auch denn mein Tacho bis 180km/h geht), also ist auch die Autobahn hier gut machbar. Nach ca. 20km habe ich an einem Rastplatz angehalten, für 50NZD getankt (30€) und überlegt, wie weit ich heute noch fahren will, es war ca. 19h und somit schon dunkel. Ich wollte aber definitiv nicht in Auckland bleiben. Dort hätte ich in einem Hostel übernachtet und den Camper parken müssen. Damit wäre ich sicherlich 50NZD zusammen losgeworden. Also lieber weg! Die nächste Stadt war also Hamilton und beim zweiten Stop habe ich mir die Campingplätze dort herausgesucht. Es gibt zwei Stück, einer ist beim Flughafen und der Flughafen ist immer gut ausgeschildert, also wollte ich zu dem. um 21h war ich auch schon ganz nah, habe ihn aber nicht gefunden, bin eine halbe Stunde in der Gegend herumgefahren und schließlich habe ich an einem Haus angehalten, in dem mehrere Menschen waren und auch ein paar außen standen. Die konnten mir dann den Weg erklären, ich fand den Platz aber sie waren ausgebucht. Die Frau dort rief dann beim zweiten Campingplatz an: auch ausgebucht. Super Tag, oder? Sie schlug mir dann vor zurück nach Hamilton zu fahren (Flughäfen liegen ja immer ein bisschen außerhalb) und dort in ein Hotel einzuchecken. Nein danke. Zu teuer, zu weit und vielleicht ist sogar gar keiner mehr an der Rezeption, es war nämlich inzwischen schon 22h. Das einzige, was mir noch einfiel, war zurück zu dem Haus zu fahren, wo man mir so nett den Weg beschrieben hat und zu fragen, ob ich die Toilette benutzen dürfte und mit dem Camper außen stehen bleiben. „Ja, klar. Gern, gar kein Problem. Komm rein, ich hab grad ein paar Freunde zu Besuch! Willst du was trinken? Wir haben auch Pizza! Wo kommst du her? Ich bin übrigens Rene. Ich war auch ein Backpacker in Europa und ich versteh dich. Bleib ruhig da, das ist wirklich ok. Wie geht’s dir?“

Okay, also ich kann anscheinend wirklich bleiben. Rene (weiblich) hatte eine Schwester, die mit ihrem Verlobten und ihrem Sohn (den sie schon mit 17 bekommen hat, sie ist jetzt auch 23 wie ich, aber ihr Verlobter ist auch der Vater) und die Party war im Haus ihrer beider Mutter, die dann auch gleich geholt wurde und ich wurde nur vorgestellt, es wurde nicht direkt gefragt, ob ich bleiben kann. Aber die Mutter hat auch gleich gefragt, ob ich denn schon was zu trinken habe und so, also eine entspannte Frau :-). Ansonsten war noch ein Pärchen da, dass schon seit 10 Jahren zusammen (hatten heute ihr Jubiläum) und seit zwei Jahren verheiratet ist, obwohl sie erst 25 sind! Bemerkenswert! Dann noch ein Mädel und zwei Jungs. Also eine bunte Truppe! Es war einfach witzig, man hat sich sofort wirklich willkommen gefühlt und wurde komplett integriert! Natürlich ist das angetrunkene Neuseeländisch eine kleine Herausforderung, aber sie haben auch manche Sätze von mir nicht verstanden, bei denen ich mir sicher war, dass sie richtig waren (zumindest im Britischen Englisch). Nach zwei Gläschen was auch immer (Ginger Ale, Sprite und irgendein Whiskey glaube ich) und einigen Spielchen und vielen Gesprächen ging ich dann um 2h in meinen Camper schlafen, Bekam noch eine Decke, falls meine Decke nicht warm genug wäre, aber sie war es. Ich habe super geschlafen und am nächsten Morgen sogar Frühstück bekommen!

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