Kurz vor 8h wachte ich dann schon wieder auf, aß die letzten zwei Stück Pizza von Samstag Abend und skypte Mal wieder. Das ist einfach die beste Zeit dafür. Um 9h war ich mit Sindy vorm Hostel verabredet, damit wir zusammen zum Büro gehen, bei dem wir unsere Hop-on Hop-off Bustickets bestellt hatten. Ich musste dorthin, weil es ein Problem mit meinem Alcatraz-Ticket gab, das bei dem Hop-on Hop-off Ticket dabei war. Man muss vorher das Datum und eine Zeit festlegen, aber bei mir war das noch zu früh, also schrieb ich während meiner Reise sicherlich fünf Mails, um ein Datum auszumachen, bekam aber keine Bestätigungsmail. Ich ging also davon aus, dass ich nichts gebucht hatte und ließ am Vorabend dort anrufen. Es hieß dann plötzlich, dass ich auf gestern gebucht gewesen wäre, ich aber einfach heute um 10h vorbeikommen sollte, damit wir das besprechen. „Vorbeikommen“ bedeutet 30 Minuten laufen: bergauf, bergab. Steile Berge. San Franciscos Berge.
Wer schon einmal hier war, weiß, was ich meine. Wir machten unterwegs einige Fotos, auch von dieser kleinen Notre Dame:
Zum Glück fanden wir das Büro dann ohne Probleme und ich bekam ohne größeren Aufstand mein Alcatraz Ticket für heute. Das Busticket galt dann auch 76 Stunden, anstatt der angekündigten 48. Da hat man auch nichts dagegen, ich kann es nur leider nur noch heute nutzen, weil mein Bus morgen schon um 10:30h losfährt.
Meine Fähre nach Alcatraz fährt auf jeden Fall um 15:50h ab und man soll eine halbe Stunde vorher dort sein, damit die Fähre definitiv nicht ohne dich abfährt.
Wir nahmen dann gleich Mal die erste Bustour: lila.
Diese führt zur Golden Gate Bridge, die muss ich unbedingt noch sehen, bevor ich hier verschwinde. Kann ja nicht sein, dass man in SF ist und diese Brücke nicht sieht! Wir wurden dann gefragt, wer vor der Brücke aussteigen und sie laufen will und ich wollte dort ja auf jeden Fall Fotos machen. Sindy war nicht ganz so begeistert: schon wieder laufen?! Aber das muss sein. Ist immerhin Attraktion Nummer 1! Unsere Busfahrerin, übrigens eine echte Labertasche, verriet uns erst danach, dass es einen extra Foto-Stop gibt. Trotzdem waren wir beide letztendlich froh, mehr Zeit für die Fotos zu haben und nicht alle das gleiche Bild von der Brücke, wie alle anderen auch, zu haben.
Diese berühmte Brücke war deutlich kleiner, als ich sie erwartet hätte, dafür aber umso beeindruckender. Ein bisschen wie das Taj Mahal, bei dem ich dachte: das hab ich schon so oft gesehen, das kann mich nicht mehr beeindrucken. Natürlich gibt es hier, wie auch beim Taj Mahal, wieder ein Tierchen-Beweisfoto für Lukas:
Und weil wir Zeit hatten, machten Sindy und ich ein paar Fotos mit Selbstauslöser:
Denn als wir uns von einem netten Herren fotografieren ließen, der auch eine Canon hatte und deswegen meinte, er kenne sich aus (er fotografiert mit Automatik), passierte das hier:
Sindy kann das eindeutig besser:
Und ich habe sie auch eindeutig besser erwischt, immerhin schneide ich sie nicht einfach halb ab:
Erkennt denn jemand, was wir hier versuchen darzustellen?
Joa, das soll ein Herz sein. Wir haben uns Mühe gegeben… 🙂
Während wir über diese berühmte Brücke liefen, fiel uns nicht nur der wunderbare Blick auf San Francisco
und einige Kleinigkeiten auf,
sondern vor allem auch der viele Verkehr! Echt Wahnsinn, wie viele Autos hier auf den sechs Spuren an uns vorbeirasen! Fahrradfahrer gibt es auch, die teilen sich aber den Gehweg mit uns. Auf dieser Straße kann man unmöglich fahren!
Unsere Busfahrerin erzählte uns, neben viiiiiiieeeeeelem anderen, dass es in Sausalito 5°C wärmer ist, als in SF und tatsächlich spürten wir das, während wir über die Brücke liefen. Es war plötzlich wärmer. Am anderen Ende der Brücke konnten wir dann in den nächsten Bus einsteigen, das ist ja der Sinn des Hop-on Hop-off. Die Mitfahrer nutzten den 15-minütigen Stop, um Fotos zu machen. Eben genau alle das gleiche und als dann wieder alle an Bord waren, fuhren wir mit unserem Busfahrer, dieses Mal männlich und eine kleinere Labertasche, weiter.
Sausalito ist wirklich ein sehr schönes Fleckchen, weswegen hier einige wohnen wollen, weswegen, oh Wunder, nicht nur die Wohnungen sehr teuer sind, sondern praktisch alles, was man hier kauft, auch das Essen. Trotzdem leerte sich unser Bus hier deutlich, es war auch Mittagessenszeit. Auf dem Rückweg hielten wir noch auf einem Hügel, von dem man diesen Blick auf die Golden Gate Bridge hatte:
Wirklich ein schönes Teil! Und zum Glück wurde es nicht schwarz-gelb-gestreift gestrichen, wie ursprünglich Mal geplant. Die Tour endete dann ziemlich genau nach 1,5 Stunden Fahrerei (wir unterbrachen ja für eine Stunde, um über die Brücke zu laufen) und somit war es schon 12:30h, als wir zurück am Büro ankamen. Um 15:50h musste ich nach Alcatraz, eine halbe Stunde vorher da sei und ca. 20 Minuten zum Pier 33 laufen. Die rote Tour dauert nochmal 1,5 Stunden und wir hatten eigentlich überlegt nochmal zum Asiaten (welchem auch immer) zu gehen, aber dazu hätten wir nur eine halbe Stunde Zeit, damit ich pünktlich zurückkomme. Der nächte Bus geht erst um 13h, dauert 1,5 Stunden, wäre also um 14:30h zurück. 15h, also eine halbe Stunde Unterbrechung, könnte ich mir noch leisten. Eine ganze Stunde, die wir sicherlich bräuchten mit suchen, bestellen, essen, bezahlen und zurück zur Haltestelle laufen, geht nicht, wenn ich pünktlich zurück sein will. Also nutzten wir noch die 15 Minuten, die wir hier nur im Bus warten würde und suchten nach einem Restaurant, was sich ja gestern schon als schwierig herausgestellt hat. Heute hatte ich leider auch noch Einwände: Geld. Klar ist es hier an diesem super touristischen Pier teurer, als sonstwo und San Francisco ist ja generell schon teuer. Wir hätten ein italienisches Restaurant gefunden, in dem ich eine Pizza und Sindy Pasta hätte essen können, allerdings gab es dort die einfachste Pasta für 20USD. Das ist mir dann wirklich zu viel Geld. Fast Food schied aus: Sindy wollte, seitdem ihr nach dem Burger so schlecht wurde, nicht nur keinen Burger mehr essen, sondern am Besten auch keinen Burger mehr sehen und riechen müssen. Irgendwie verständlich und ich wollte ja auch nicht schon wieder ungegesund essen. Wir studierten also an die fünf Speisekarten, bis wir ein Restaurant fanden, in dem Sindy Fish and Chips und ich mir eine Suppe in einem Brot bestellt. Die sah dann so aus:
Und war so lecker:
Sogar das Brot war vergleichsweise gut. Die Amis haben es ja nicht so mit Bäckereien. Wir bezahlten dann schnell und waren richtig pünktlich am Bus und fuhren jetzt also gut gesättigt die rote Route.
Hier sahen wir dann den Union Square, den wir schon fast auswendig kannten, und Chinatown, das eindeutig weniger chinesisch war, als ich es erwartet hätte. Wieder zurück am Büro von Citysightseeing San Francisco machten wir uns noch zusammen auf zu Pier 33, wollten unterwegs Souvenirs shoppen, fanden aber erst einmal nichts, und sahen dann den Seelöwen beim Faul-Herumliegen zu.
Pier 33 war dann schnell gefunden, Sindy hat sich davor schon verabschiedet, ist nämlich ein Stückchen zu laufen und gelaufen sind wir, falls man das noch nicht mitbekommen hat, die letzten Tage genug. Ich wollte mir eigentlich noch eine Flasche Wasser kaufen, aber nachdem für 0,75l 5,95USD verlangt wurden, nahm ich davon wieder Abstand. Es war nicht so warm, dass ich großartig schwitzen würde, also musste das mit dem Trinken warten, bis ich wieder in einer weniger teuren Gegend bin.
Man stand dann in einer Schlange an, um sein Ticket vorzuzeigen, einen roten Strich darauf zu bekommen und dann wieder in einer Schlange zu stehen. Dieses Mal für ein Foto vor einer grünen Wand. Ziemlich bescheuert in mehrerer Hinsicht: 1. man steht nicht einmal wirklich vor Alcatraz (obwohl das bei den aktuellen Wetterverhältnissen durchaus möglich wäre) und 2. soll man dann dafür 22USD bezahlen!!! Es hieß auch nur: bitte auf den roten Punkt stellen. Und ich sagte dann: Und wenn ich nicht will? Einfach durchgehen. Okay, mache ich. Ich will ja nicht, dass sich die ganzen Leute später mein Bild ansehen, denn kaufen, werde ich das in 100 Jahren nicht. Also ehrlich, nicht einmal wirklich vor der Insel fotografiert.
Boarding war dann um 15:45h, also kamen wir nur halbwegs pünktlich weg. Die Fähre fuhr sehr langsam, schaukelte deswegen auch kaum und trotzdem waren wir schon 15 Minuten später angekommen. Unterwegs hatte man einen super Blick auf die Skyline SF’s:
Man sah auf den ersten Blick, dass hier unheimlich viele Seemöwen und andere Vögel herumflogen und als wir dann alle auf der Insel waren uns vor einem Mann mit Mikro versammelt hatten, erfuhren wir auch wieso: Alcatraz ist ein Nationalpark. Ja, tatsächlich! Diese Insel mit Gefängnis ist auch ein Nationalpark! Einige Vögel waren in dieser Gegend fast komplett verschwunden, bevor man es geschafft hatte, dass sie hier in Alcatraz Nester bauen.
Von dem Mikro-Mann bekamen wir nicht nur die Auflage, nicht auf dem Gelände zu essen zu trinken, sondern auch, keine Federn oder Steine mitzunehmen, eben weil das hier ein Nationalpark ist.
Hier auf dem Platz
gab es auch Lagepläne für 1USD:
Außerdem sagte er uns, dass wir den Schildern folgen sollen, um die Audiotour im Zellenblock zu machen und wenn wir nicht so gut im Laufen wären, sollten wir mit dem Minibus fahren. Es gibt auch einen Film, den man sich vorher oder nachher ansehen kann und genau damit startete ich auch. Das war wirklich ein interessanter Kurzfilm (15 Minuten). Man erfuhr alles, was man wissen musste, um zu verstehen, was man sich hier ansah. Auf Alcatraz lebten nämlich „normale“ Familien. Die Gefängniswärter hatten Häuser auf dieser Insel, in denen sie mit ihren Frauen und Kindern lebten. Die Kinder wurden morgens mit dem Boot nach San Francisco gebracht, um dort zur Schule zu gehen und nachmittags wieder dort abgeholt. Es gab einen kleinen Lebensmittelladen und auch ansonsten war das Leben für die Familien dort ziemlich normal. Man wusste zwar, dass das große Gebäude ein Gefängnis war, störte sich aber weiter nicht daran, weil es als das sicherste der Welt galt. Es ist bis heute nicht bewiesen, dass jemand ausbrechen konnte. Zwei Männer werden bis heute vermisst, es sind sich jedoch fast alle einig, dass sie ertrunken sein müssen. Die Zweifler meinen, sie hätten es nach Asien geschafft, wo man sie nicht kannte und sie somit ein normales Leben führen konnten. Im Video sah man auch einen Bankräuber, der erzählte, dass ihn Alcatraz aufgerüttelt hat, dass er ohne dieses Gefängnis wahrscheinlich nicht zur Vernunft gekommen wäre. Außerdem wurde das Essen gelobt: abwechslungsreich, gesund und immer genügend. Es gab auch nie Aufstände im Speisesaal und falls doch, wären Kanister mit Tränengas an der Decke befestigt gewesen, um wieder für Ruhe zu sorgen. Den einzigen kleineren Aufstand in diesem Saal gab es, als es viel zu oft Spaghetti gab und die Gefangenen ausmachten: bei den nächsten Spaghetti werfen wir die Tische um. Die Wärter verstanden dieses Zeichen auf jeden Fall, bekamen die Situation aber schnell wieder unter Kontrolle. Alcatraz diente auch einige Monate als Protestort für die Nachkommen der Indianer
Die Audiotour
startete dann im Zellenblock:
Wenn du dich hier nicht an die Regeln gehalten hast, kamst du in spezielle Zellen im Block D. Diese waren komplett dunkel, du konntest nichts sehen und eine Originalstimme, die beim Audioguide eingeblendet wurde, erzählte, dass er einen Knopf von seinem Overall abriss, ihn wegwarf und im Dunkeln suchte, um nicht komplett durchzudrehen.
Andere in den normalen Zellen, die ihr Schicksal irgendwann akzeptierten, begannen damit zu häkeln, zu lesen oder zu malen. Eben Dinge zu machen, die einem die Zeit vertrieben, damit man nicht verrückt wird. Der Tag war nämlich, wie in jedem Gefängnis, durchstrukturiert und dieser Plan wurde jeden Tag genaustens eingehalten.
Ausbruchsversuche gab es natürlich auch.
Ein besonderer führte zu dem Tod einiger Wachen. Ein Gefangener schaffte es zwei Gitterstäbe mit Hilfe einiger Ersatzteile für seine Toilette so weit auseinander zu biegen, dass er hindurchschlüpfen konnte und natürlich wurde der Wächter überrascht. Der Gefangene kam dann an die Schlüssel und warf sie seinem Komplizen zu. Als dann acht weitere Wachen hineinkamen, stand ihnen schon fast eine Armee voller Gefangener gegenüber. Trotzdem gelang es keinem, an diesem Tag zu fliehen. Alcatraz ist eben doch eine Insel und sie ist umgeben von eiskaltem Wasser. Denn selbst wenn es in San Francisco nie wirklich kalt wird (deswegen leben hier auch so viele Obdachlose), ist das Wasser immer kalt, weil die Strömung von der Antarktis kommt – und wie jeder weiß ist die Antarktis nicht gerade für ihre Palmen und Sandstrände bekannt.
Diese Audiotour war eindeutig die beste, die ich bis jetzt hören durfte. Es gab sie in Deutsch und ich nahm sie auch in Deutsch, weil ich mir nicht sicher war, ob ich die ganzen „Gefängnis“-Vokabeln verstehen würde und ich wollte mich auch mehr darauf konzentrieren, was ich sehe.
Der Souvenirshop war (leider) super ausgerüstet für angehende Lehrer! Ich bin mir sicher, dass Alcatraz ein Thema im Englischunterricht ist, einfach, weil es ja ein spannendes Thema ist: ein Gefängnis auf einer Insel mit Insassen wie Al Capone! Ich kaufte also ein Heft oder dünnes Buch über Alcatraz auf Englisch und das gleiche nochmal in Deutsch. Außerdem einen Stein, also einen Teil des richtigen Gefängnisses – super Anschauungsmaterial! Außerdem gab es noch die Gefängnisregeln in einem Heftchen: super Übersetzung-Strafarbeit! Das Thema Alcatraz hat mich ehrlich gesagt vor diesem Tag nicht besonders interessiert, aber nach diesem Tag bin ich wirklich interessiert daran und werde auch diese Heftchen lesen, die ich gekauft habe, um mehr zu erfahren. Sobald nämlich der Lehrer von etwas begeistert oder an etwas interessiert ist, kann er das den Schülern viel einfacher vermitteln. Also, wenn sich jemand begeistern lassen will …
Der Rückweg war dann relativ unspektakulär: ein Eis von McDonalds für den Heimweg zu Fuß, einen Berg hoch, einen runter, einen kleinen hoch, einen kleinen runter und schon bin ich an meinem Hostel angekommen.
Kurz nach der Spitze des ersten Berges traf ich einen Backpacker, der sagte: Hast du ein Glück, dass du runterläufst! Aber ich antwortete nur: Nun ja, ich komme ja gerade die andre Seite hoch! (Und meine Seite war steiler 😛 !)
Zurück im Hostel packte ich meine Sachen, die tatsächlich alle in meinen Rucksack passten, obwohl ich nicht mehr zur Post kam, um etwas heimzuschicken. Ich denke ich informiere mich in Santa Barbara nochmal nach dem kg Preis und überlege es mir dann. Es passt zwar alles rein (der Schlafsack hängt außen dran), aber ich muss das schon sehr genau einräumen, also wirklich jeder mm ist ausgenutzt, d.h. ich kann nicht kurz etwas herausziehen und wieder reinstopfen, wie das vor zwei Wochen vielleicht noch ging. Ich habe jetzt eben das Kleid und die Schuhe und die Tasche von Vegas, das Paar Schuhe aus San Francisco und natürlich auch ein paar Souvenirs von dieser Strecke. Da wird es dann schon Mal eng in meinem Rucksack! Ich habe ja auch nur noch Santa Barbara, LA, NY und Lissabon vor mir, aber ich bin mir sicher, dass ich noch ein paar Souvenirs kaufen werde und die passen dann definitiv nicht mehr in meinen Rucksack, also sollte ich schon ein Päckchen nach Hause schicken. Mit zwei Rucksäcken und einer extra Tasche komme ich zwar ins Flugzeug, aber zum Herumtragen ist das wirklich nervig! Ich war übrigens so erstaunt, dass alles in meinen Rucksack gepasst hat, dass ich mich mindestens zehn Mal umgeschaut habe, ob ich wirklich alles habe und nicht noch irgendwo eine Tüte mit lauter Zeug steht. Ich kann es auch jetzt noch nicht glauben, dass tatsächlich alles hineingepasst hat. Marianne, dein Rucksack ist ein Platzwunder! (Wahrscheinlich dehne ich ihn nur so aus, dass letztendlich doppelt so viel hineinpasst, wie am Anfang …)
Das war also mein spannender Tag auf Alcatraz:
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